Menschenrechte gefährden Arbeitsplätze. Und Moral ist ein arroganter Luxus, den sich in der harten Realität niemand leisten kann, der ganz nach oben kommen will, in jenes Reich der Gutverdiener, die zumindest einigermaßen von ihrer Arbeit leben können. Knallhart hämmert Till Reiners in der Gestalt eines eiskalten Glückskeks-Fabrikanten diese Parolen ins Haus der Springmaus, predigt ein Gebot des Gottes namens Markt nach dem anderen. Ihm gegenüber sitzt der dauerdepressive Nico Semsrott, oftmals sprachlos und ungläubig ob dieser Kaltschnäutzigkeit, versucht wie ein Schuljunge mit Werten und Normen gegen die Verkörperung des Kapitalismus aufzubegehren – und kann daran nur scheitern.
Es ist schon ein bemerkenswertes Programm, dass die beiden Kabarettisten gemeinsam auf die Beine stellen. Ein tiefschwarzes Loblied auf das Recht des Stärkeren und den allmächtigen Mammon, vor dem Kinderarbeit kurzerhand zur Frühförderung umgedeutet wird und der kleine Mann als abschreckendes Beispiel dient. Vor allem Reiners sorgt mit seinen harten Sprüchen für entsetzte Gesichter, entlarvt sich aber auch immer wieder gerne selbst. Wenn er etwa stolz in Anlehnung an den extremistischen Islam-Dampfplauderer Pierre Vogel in 30 Sekunden den Kapitalismus erklärt, ist das Satire in Bestform – wenn er dagegen über die verhandelbare Würde von Asylbewerbern spricht, könnten selbst Berufszyniker wie Hagen Rether oder Wilfried Schmickler ein wenig Farbe verlieren. Auch Semsrott wirkt dagegen etwas bleich, weil er dem hohen Tempo seines Bühnenpartner kein Kontra geben kann. Andererseits ist er die (leise) Stimme der Humanität und hat zugleich einige in ihrer Depressivität geniale Ideen. Im Duo ergänzen sich die beiden somit perfekt. Bitte weiter so.
Kommentar schreiben