Daumen hoch – alles super. Oder der Versuch zu trampen. Aber eigentlich ganz harmlos. Allerdings längst nicht überall. In vielen Mittelmeerländern, im Nahen Osten und in Teilen von Afrika gelte diese Geste als obszöne Beleidigung, erklärt Bernhard Hoëcker im Haus der Springmaus. Der Entertainer und leidenschaftliche Klugscheißer nimmt sich in seinem aktuellen Programm „So liegen sie richtig falsch“ verschiedener Kommunikationsprobleme und anderer Missverständnisse an. Ein netter Versuch. Doch leider fehlt es immer wieder an einem konstanten intellektuellen Niveau, einem roten Faden – und mitunter auch an guten, starken Pointen.
Dass Hoëcker sich für so ziemlich alles interessiert, dürfte jedem klar sein, der das quirlige Erklärbärchen schon einmal in einer der zahlreichen Quizsendungen gesehen hat, in denen Hoëcker ein
gern gesehener Gast ist. Kein Thema, zu dem er nicht etwas sagen kann, nichts, mit dem er sich nicht schon beschäftigt hätte. Dadurch fällt er aber schnell in die Rolle des Oberlehrers, der
das sonst ins Fettnäpfchen stapfende Publikum für aufklärungsbedürftig hält. „Da müsst ihr aufpassen“, sagt er in der Springmaus öfters, ob es nun um missverständliche Handbewegungen geht oder um
Scheinanglizismen wie „Handy“. Warum man übrigens heutzutage noch erklären muss, was ein Smartphone ist, sei dahingestellt, zumal Hoëcker nicht etwa mit diesen abrechnet, sondern vielmehr zu
ihrer Benutzung während der Show aufruft, um seine unnötige Umfrage-App mit Daten zu füttern, die weder statistisch aussagekräftig noch sonderlich witzig sind. Aber gut, irgendwie muss man ja den
Bogen zu jenen Diagrammen schlagen, die eine Verbindung des Pro-Kopf-Käseverbrauchs mit der steigenden Anzahl an Todesfällen durch das Einwickeln in Bettzeug aufzuzeigen scheinen. „Korrelation
ist nicht Kausalität“, ruft Hoëcker irgendwann. „Danach ist nicht deswegen.“ Stimmt. Und?
Was genau Hoëcker eigentlich mit seinen Ausführungen erreichen will, ist wahrscheinlich das größte Rätsel des Abends. Während er, sofern nicht gerade Meckenheim oder die Eifel durch den Kakao
gezogen werden, über die angebliche Muttermilch Marias als Reliquie doziert oder über den korpulenten Körperbau des modernen Walkürenbildes, sorgt er zwar durchaus für Lacher, die allerdings
genauso gut der Absurdität des Themas wie dem aufgeregten Habitus des Künstlers geschuldet sein können – einen echten Erkenntnisgewinn wie etwa bei Vince Ebert scheint es aber nicht zu geben.
Worauf also will Hoëcker hinaus? Warum schwingt er sich zum Lehrer auf, markiert den Besserwisser mit dem Bildungsauftrag, den Kommunikationsexperten und eifrigen Wikipedia-Leser, dessen
Informationen zwischen spannend und banal hin und her pendeln? Wo ist das Konzept, wo der rote Faden? Fragen über Fragen, auf die Hoëcker selbst dann doch keine Antworten gibt. Schade. Trotz
starker Ansätze bleibt das Programm so auf der Strecke. Ein kabarettistisches Trivial Pursuit für Anfänger. Für eine kurzfristige Unterhaltung mag dies ausreichend sein – eine nachhaltige Wirkung
wird Hoëcker bei all seinen Bemühungen aber kaum erzielen.
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