Es ist dieser stampfende Rhythmus, dieser treibende, rollende Groove, der an eine Dampflok erinnert, die unermüdlich vorwärts strebt: Der Puls des Boogie Woogie, über dem atemberaubende Läufe liegen. Einer der Meister dieser temporeichen Spielart des Blues ist Axel Zwingenberger, der jetzt in der ausverkauften Harmonie zur Freude des Publikums mühelos über die Tasten flitzte. Der 60-Jährige, der in den Siebzigern zu jenen gehörte, die den Stil in Deutschland populär machten, nahm schon von der ersten Sekunde an Tempo auf, zelebrierte Klassiker wie „Pinetop's Boogie Woogie“ von 1928 (laut Zwingenberger das erste Stück, das jemals diesen Begriff im Namen trug), aber auch Eigenkompositionen etwa zu Ehren seiner Kinder oder Titel in Anlehnung an jene alten Eisenbahnen, die so gut zur Musik passen und die eine weitere Passion des gebürtigen Hamburgers sind. „Boogie spielen hat viel mit Reisen zu tun“, sagte Zwingenberger. Aber eben in der Regel auf eine mittlerweile antik wirkender Weise, mit der transsibirischen Eisenbahn etwa oder im Stil einer „Railway Nocturne“, schnaufend durch die Nacht.
Es ist die Musik des frühen Industriezeitalters, die perkussive Kraft der Dampfmaschinen gepaart mit technischen und dynamischen Höchstleistungen – und diese Mischung kam in der Harmonie hervorragend an. Je elaborierter die Figuren der rechten Hand, je wilder die Triller und je schneller die Läufe, umso größer die Faszination der Fans. Dabei konnte Zwingenberger auch anders, präsentierte zwischendurch den langsamen, ausdrucksstarken Blues, der seine ganz eigenen Herausforderungen bereithielt. Bis dann wieder der Boogie rief. Immer und immer wieder, gut zwei Stunden lang, legte Zwingenberger Holz in den Kessel nach, gab den Heizer am Klavier und ließ dabei keine Wünsche offen. Das Publikum dankte es ihm.
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