Mit Vollgas in den Folk. Und ja nicht langsamer werden. Seit 25 Jahren fahren Fiddler's Green mit dieser Prämisse sehr gut – keine andere Band kann so konstant Turbo-Versionen irischer Jigs und Reels in den deutschen Albumcharts platzieren wie die Speed-Folkrocker aus Erlangen, die jetzt mit gleich zwei Konzerten zu Gast in der Harmonie waren. Immerhin mussten sie ja dem Andrang auf ihre Acoustic Crawl Tour Rechnung tragen. Kein Zweifel, die Fiddler sind so populär wie nie, locken alte Fans ebenso wie junges Volk vor die Bühne, wo dann einheitlich gesungen und gesprungen wird, da das Sextett um Frontmann Ralf "Albi" Albers einfach zum Glück nicht anders kann, als für exzellente Pub- und Partystimmung zu sorgen.
Dabei geben sich Fiddler's Green äußerlich fast schon bieder: Mit ihren einheitlich schwarzen Westen über grauen Hemden sitzen sie auf ihren Barhockern, im Hintergrund erinnert eine alte Küche an den ersten Probenraum im Haushalt von Bassist Rainer Schulz. Doch der erste Eindruck täuscht. Zurückhaltend ist die Band beileibe nicht, brav ebenso wenig. Allerdings auch nicht wirklich akustisch, immerhin sind sowohl die Mandoline Albers' als auch der Skelettbass von Rainer Schulz primär elektrische Instrumente. Aber egal: Es kommt ja schließlich auf den Spaß an. Und für den sorgen Fiddler's Green. Mal trommelt Schlagzeuger Frank Jooss auf den Töpfen und Pfannen im Hintergrund herum, dann wieder greift Gitarrist Patrick Prziwara zu einer Sitar, um ein bisschen AC/DC anzuspielen und schließlich in der "Highland Road" zu münden. Und immer wieder gehen alle Arme in die Höhe, um fröhlich im Takt mitzuschwanken. Ohnehin geht ohne das Publikum gar nichts. Selbst auf der Bühne muss es sich beweisen, schickt stellvertretend Tore und Bibi, die je eine Flasche Kölsch auf ex trinken müssen. "Raise your arms, raise your voice", hatte Albers zuvor gefordert. "Raise your glass" hätte ebenso seine Berechtigung gehabt. So rundeten Fiddler's Green nach und nach ein großartiges Konzert ab, das das Trio Ganaim mit der bezaubernden Bornheimer Geigerin Saskia bereits ebenso energiegeladen (wenn auch weitaus traditioneller wirkend) eröffnet hatte. "Folk's Not Dead" heißt es schließlich gegen Ende. Wie wahr.
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