ber fehlenden Erfolg kann sich Gregor Pallast derzeit wahrlich nicht beklagen. Vor gerade einmal einem Jahr hat der 37-jährige Bonner seine ersten Schritte auf einer professionellen Kleinkunstbühne gemacht, jetzt hat er einmal mehr das Pantheon Casino bis auf den letzten Platz gefüllt und kann sich als politischer Kabarettist über eine Nominierung für den Prix Pantheon freuen. Insofern ist der Auftritt in gewisser Weise auch eine Vorbereitung, ein Warm-Up – und ein Ausprobieren neuer Ideen.
Denn immer nur stur die selben Programmpunkte abzuarbeiten, liegt Pallast nicht. Dafür gibt es einfach zu viel, das angesprochen werden sollte. Und so sucht er denn derzeit verzweifelt nach einer angemessenen Reaktion auf die von der AfD geforderte identitätsstiftende Kulturpflege, wundert sich über das Politikverständnis von Wendehalt Angela Merkel und wagt sogar einen kleinen Blick in die Zukunft, in der der Mensch die dank des mobilen Taschencomputers völlig vernachlässigten Gehirnzellen in BrainStudios reaktivieren muss. Wie sollte es auch anders kommen, wenn schon die Schüler alle relevanten Informationen nicht etwa lernen, sondern lediglich finden können müssen? Pallast kennt sich da aus, schließlich ist er Lehrer am Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef. Er weiß um die Operatorenlisten in Schulbüchern, die den Schüler ausdrücklich auf jene seltenen Gelegenheiten hinweisen, in denen sie nachdenken müssen. Ansonsten wird diese Aufgabe eben delegiert, vorzugsweise ans Handy. Politiker machen ähnliches mit der sie umgebenden Expertencloud. Da kann Pallast nur mit dem Kopf schütteln. "Ich neige dazu, mich gerne zu beschweren", gesteht er. "Deshalb bin ich Kabarettist geworden. Und Lehrer." Im Pantheon Casino zeigte sich, dass diese Wahl nicht die Schlechteste war – das Publikum hörte seinen Ausführungen aufmerksam zu und spendete zum Schluss herzlichen Beifall. Dann kann der Prix ja kommen.
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