Sie sind wieder da! Und sie vergreifen sich wieder mit Elan an jedem Film oder Hörspiel, das nicht bei drei auf den Bäumen ist: Das Vollplaybacktheater (VPT) ist nach einer kreativen Pause und der unerwarteten Insolvenz ihres Tourneeveranstalters, die auch das Sextett an den Rand des Ruins trieb, wieder auf Erfolgskurs. Mit „Die drei ??? und der Phantomsee“ haben die Kult-Chaoten eine ausverkaufte Tour hinter sich gebracht. Bei einem ihrer letzten Auftritte zeigen sie im Bonner Brückenforum, wie unglaublich gut liebevoll gemachter Trash sein kann, wie herrlich schräg, vollkommen verrückt und ungemein unterhaltsam. Nicht zuletzt dank zahlreicher cineastischer Anspielungen – und jeder Menge Eissorten.
Die eigentliche Handlung des Drei-???-Hörspiels – eine abstruse Suche nach dem Piratenschatz eines schottischen Seefahrers, der irgendwo in Kalifornien versteckt sein soll – dient lediglich als
Rahmen für die Eskapaden des pantomimisch agierenden Ensembles, das sich die wild zusammengeschnittenen Originaldialoge in den Mund legen lässt und zugleich grell geschminkt und in ständig
wechselnden Kostümen versucht, die hanebüchene Geschichte sowohl zu strecken als auch endgültig dem Wahnsinn preiszugeben. Das „A-Team“ wird ebenso zitiert wie „Star Wars“, „Der Schuh des
Manitu“, „Die Pinguine von Madagaskar“ („Amnesiestaub – fantastisch“), „Baywatch“ oder „Fluch der Karibik“. Auf diese Weise wird der Trash zum Kult und zur Kunst. Großartig auch die Einbeziehung
der Scrabble-Szene aus Loriots „Ödipussi“ sowie der Auftritt von Marcel Reich-Ranicki im Stadtarchiv. Das muss man sich erst einmal trauen. Doch das VPT darf alles, vor allem von Seiten ihrer
unglaublich treuen Fans, die begeistert versuchen, auch wirklich jeden mehr oder weniger versteckten Gag mitzubekommen. Denn längst nicht alle sind so offensichtlich, mitunter passt auch einfach
nur die Hintergrundmusik nicht zur zitierten Szene – oder sie ist, wie im Falle der immer wiederkehrenden „Brokeback-Mountain“-Reminiszenzen, der einzige Hinweis. Einigen der stärksten Einfälle
räumt das VPT dabei gerne etwas mehr Raum ein: Der zur Zypresse mutierte Ent Baumbart aus „Herr der Ringe“ darf seinen ersten Monolog heruntergrummeln, Doc Brown und Marty McFly machen gleich
zweimal ihre Aufwartung, und die Pulp-Fiction-Charaktere Mia Wallace und Vincent Vega zelebrieren ihren Aufenthalt im „Jack Rabbit Slim’s“ in vergleichsweise epischer Breite, inklusive des
legendären Tanzwettbewerbs – und der Aufzählung einer endlos langen Eiskarte, die zu den Höhepunkten des Abends zählt.
Nach gut zwei Stunden findet dieses Gemenge nach einer herausragenden Wendung sein verdientes Ende – nicht schlecht bei einer Basis-Geschichte von 50 Minuten. Das Publikum reagiert begeistert,
bejubelt das Sextett frenetisch und kann sich freuen: Die ersten Überlegungen für eine neue Show gibt es schon. Das Vollplaybacktheater ist also nicht nur zurück, es ist auch gekommen um zu
bleiben. Gut so. Von diesem mit so viel Liebe fürs Detail inszenierten Klamauk kann man einfach nicht genug bekommen.
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