Eine Stimme wie ein Sommerregen. Warm, zart, erquickend, für eine wohlige Gänsehaut sorgend. Und dazu ein ganz dezenter, gefühlvoller Bass, unglaublich virtuos gespielt, ein perfekter oberonscher Gegenpart für den Gesang der Titania des Jazz. Was Cæcilie Norby und ihr Ehemann Lars Danielsson im Rahmen des Bonner Jazzfests im Saal des LVR Landesmuseums darbieten, ist nicht weniger als pure Tonmagie. Die 51-kährige Dänin, die als eine der erfolgreichsten Jazzkünstlerinnen Europas gilt und dabei doch so bodenständig und unprätentiös erscheint, beherrscht ihr Organ wie nur wenige, wechselt vom feinen Folk-Gesang ohne Umschweife in fast schon klassische Sphären oder in eine scattende Vokal-Improvisation, kann streicheln und schmettern, rocken und verzaubern, ohne dabei auch nur minimale Einbußen in der Intonation in Kauf nehmen zu müssen.
Mal verziert sie Ravels „Pavane pour une infante défunte“ mit Text, dann wieder legt sie einen positiven Hauch auf Trent Reznors melancholische Ballade „Hurt“ oder hat bei einem Lied „for all the
ladies and all the bitches“ ihren Spaß. Einschränkungen? Gibt es für sie nicht. Auch nicht für Danielsson, der auf Bass oder Cello auch mal Gitarrenläufe spielt und dabei sein Instrument ebenso
singen lässt wie seine Frau. Dazwischen schweben spinnwebenzart leichte Synthesizer-Klänge, mystische Effekte, die nicht mehr als ein Hauch sind und dennoch das Erlebnis abrunden. Es ist dieses
Gespür für Harmonien, für Zusammengehörigkeiten, das das Spiel der beiden bestimmt, diese Seelenmusik, an der sie das Publikum dankbarerweise teilhaben lassen.
Dem Sommerregen hat Organisator Peter Materna ein grummelndes Gewitter gegenübergestellt, das ganz anders ist und doch nicht weniger faszinierend. Das Zwiegespräch zwischen Jazz-Legende Wolfgang
Dauner und seinem Sohn Flo ist weit entfernt von einem Midsommernachtstraum, ist eher die Ton gewordene Wilde Jagd, ungebändigt, kraftvoll, treibend, bedrohlich. Dauner senior bereitet am Flügel
und mit einigen Computer-Klängen den Weg, hämmert mit Gusto in die Tasten, seine 81 Jahre Lügen strafend, während sein Filius, der unter anderem für die Fantastischen Vier trommelt, wie ein Orkan
heranrauscht und mit immenser Wucht auf seinen Vater antwortet. Hin und her geht der Dialog: Sturmböen aus dem Schlagzeug werden vom Piano aufgenommen, in Free- und Rock-Jazz-Phrasen umgewandelt
und postwendend zurückgeschickt, ihrer Kraft nicht etwa beraubt, sondern lediglich transformiert. Und gerade dadurch so ungemein faszinierend.
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