Selbstzweifel und innere Dämonen: Damit hat die Bonner Band Drawing Circles in mehr als einer Hinsicht zu kämpfen. Inhaltlich etwa im Song "Sleepness", das sich auf dem Album "Sinister Shores" des Ambient-Alternative-Trios findet – aber auch in der Realität, wie ein Auftritt im Pantheon Casino beweist. Denn souverän wirken die drei jungen Musiker wirklich nicht. Eher verloren, geplagt von Melancholie und Ziellosigkeit. Diese Grundstimmung hat schon vielen Formationen zum Durchbruch verholfen, Grunge als Stilrichtung hat davon sogar gezehrt, doch bedarf es dabei immer der Balance zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Verzweiflung und Rebellion. Und so sehr sich Drawing Circles auch bemühen, sind sie noch lange nicht an diesem Punkt angekommen.
Tatsächlich scheint das Trio nicht zu wissen, wo es hin will. Immer wieder brechen die von feiner Gitarrenarbeit getragenen Songs ein, laufen die Breaks ins Leere. Wo soll die Reise hingehen, in die Schatten oder ins Licht? Die Antwort entfällt. Allerdings spricht die fehlende Bühnenpräsenz Bände: Selbst Frontmann Vincent Alex tut sich schwer damit, mit dem doch recht überschaubaren Publikum in Kontakt zu treten, weiß nie so recht, was er sagen soll. Die Unsicherheit und die Depressivität versucht er in den Songs zu kontern, bäumt sich auf, tendiert auch gerne zum gutturalen Growling, jenem vor allem bei Metal-Bands beliebten knurrenden Gesangsstil mit der Aggressivität eines Pitbulls - nur dass dies bei ihm eher an einen Welpen erinnert. Dabei hat er diesen Duktus überhaupt nicht nötig: Drawing Circles funktionieren dann am besten, wenn sie ganz bei sich bleiben, etwa bei der schönen Akustik-Version von "Isolated", das durch das schlichte, aber elegante Zusammenspiel der Gitarristen Sebastian Lesch und Aaron Skiba gewinnt. DArauf könnte man doch aufbauen. Und die Selbstzweifel über Bord werfen.
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