Manchmal muss man die Texte nicht verstehen, um das Heilige in bestimmten Liedern zu erfahren. Zumindest wenn diese von Musikern vorgetragen werden, die die mystische Essenz in gefühlvollen Klang umwandeln können. In der Pauluskirche ist dieses Wunder am Freitag vor Pfingsten dank des Konzerts von Tord Gustavsen, Simin Tander und Jarle Vespestad im Rahmen der Soul Preacher Night Wirklichkeit geworden: Norwegische Kirchenhymnen in einer Paschtu-Übersetzung, fein verjazzt und gesungen von einer Kölner Deutsch-Afghanin, deren hypnotisch-gefühlvolle Stimme jeden in ihren Bann zog, berührten das Publikum über alle Sprachbarrieren hinweg.
Nicht das Was war relevant, nur das Wie. Und das war schlichtweg wundervoll. Tander legte ihre Seele in ihren Gesang, so dass selbst ein Hauchen für Gänsehaut sorgte, während Pianist Gustavsen mit kleinen Verzierungen Akzente setzte und Drummer Vespestad mit seinem differenzierten Spiel für Verzückung sorgte. Dabei übertrieb es das von Pfarrer Siegfried Eckert eingeladene Trio nie, sondern ließ ganz im Gegenteil der Musik viel Raum zum Atmen und Entfalten, auch wenn diese mitunter einem leichten Groove nicht abgeneigt war. Die ungewöhnliche Transformation, die Pianist Gustavsen nach der Lektüre von Sufi-Texten (die zum Teil in englischer Übersetzung Gehör fanden) in den Sinn gekommen war und die sich nach einemTreffen mit Simin Tander zu einem bemerkenswerten Projekt entwickelte, trug somit einmal mehr Früchte. Ein schöneres Miteinander im Glauben konnte es an diesem Abend kaum geben.
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