Informationen? Werden überbewertet. Was spielt es schon für eine Rolle, mit wie vielen H man "Schwan" schreibt oder wie Zwergspitze aussehen, wenn man als Champ des RTL Comedy Grand Prix ohnehin auf der Überholspur ist? Dann kann man nämlich mit seinem Nichtwissen ebenso sehr punkten wie mit seiner Bildung - und Salim Samatou, der jetzt im Haus der Springmaus sein erstes Programm "Voll Tight" präsentiert hat, setzt genau hier an. Der 22-Jährige, der schon beim Weg auf die Bühne an den Vorhängen verzweifelt, gibt sich neugierig und tut doch so, als hätte er von nichts eine Ahnung, fröhlich mit der eigenen (gespielten) Dummheit kokettierend. Das könnte unterhaltsam sein. Ist es aber nicht.
Denn weder die Balance noch die Pointen funktionieren sonderlich zuverlässig – und so ist es schon ein Stück unfreiwilliger Satire, wenn in der Selbstdarstellung des Comedians von einem
"filigranen Chirurgen des Alltags" die Rede ist, der "tiefgründig lustig" und mit einer größeren Kreativität als MacGyver gesegnet das Publikum zu Jubelstürmen hinreißt. Man wird ja noch träumen
dürfen.
Tatsächlich ist Salim Samatou nur ein weiteres Gewächs der "Rebell Comedy"- und "Nightwash"-Szene, die mehr auf plakative Floskeln denn auf intelligenten Witz wertlegt und für die Stars wie Mario
Barth zu den ganz großen Vorbildern zählen. Kein Wunder, dass so jemand auch mal fragen muss, ob sein Gehopse auf der Bühne eigentlich Reiten ist und darüber lacht, dass ein Selbstmordversuch mit
Schlaftabletten für 79 Cent nur mit Durchfall und nicht mit der ersehnten Reinkarnation als Michael Jordan endete. Immerhin kommt Samatou kurz vor der Pause so langsam in Fahrt – und mit Blick
auf die noch ganz junge Karriere des Deutschen mit marokkanischen Wurzeln und amerikanischer Prägung kann er sich vielleicht noch wandeln und das RTL-Niveau hinter sich lassen. Man wird ja noch
träumen dürfen.
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