Zur Ruhe kommen ist gar nicht so einfach. Vor allem nicht in einer Stadt, in der das Leben pulsiert und eine beständige Geräuschkulisse die Menschen in einen oft zu hektischen Rhythmus zwängt. Diesen hat die Junior Company Bonn nun aufgenommen und in ihrer von Rafaële Giovanola und Marcelo Omine geschaffenen Choreographie „Space Is Only Noise“ tänzerisch umgesetzt, die am vergangenen Donnerstag im Theater im Ballsaal ihre Premiere feierte. Stille ist hier ebenso ein Fremdwort wie Stillstand. Selbst in kurzen Momenten der Entschleunigung sind die Jugendlichen immer in Bewegung – und schwanken dabei zwischen dem Streben nach Individualität und der Sehnsucht nach einem Zusammengehörigkeitsgefühl.
„Space Is Only Noise“ ist eine Art Collage, die immer wieder den Blick auf andere Aspekte der Gesellschaft lenkt. Mal geht es um den Handy-Wahn, dann wieder um Streitereien oder auch einfach nur
um den fehlenden Blick in Richtung der anderen, weil man lieber in der Masse allein ist statt Teil eines Kollektivs. Dies spiegelt sich auch in den Tänzern wider, die häufig ihrer eigenen
Körpersprache frönen, verspielt, hip oder – in einem Fall – überraschend sinnlich durch einen Plastikvorhang treten und sich zu der Musikzusammenstellung von Jörg Ritzenhoff so bewegen, wie es
ihrem Naturell entspricht. Nur an ausgewählten Stellen agiert eine Gruppe synchron, ist der Schwarm auf einer Wellenlänge, hat er das selbe Ziel. Es sind kurze Momente einer Gemeinschaft, die
kurz darauf wieder zerbricht, überlagert von den unterschiedlichen Bedürfnissen des Einzelnen.
Die Bonner Junior Company, die sich seit nunmehr fünf Jahren als tänzerisches Experimentierlabor für Heranwachsende zwischen 8 und 18 Jahren versteht und die mit ihrem letzten Stück „Look At Me“
zum 3. Tanztreffen der Jugend im Rahmen der Berliner Festspiele eingeladen worden war, hat sich mit ihrer neuen Produktion erneut auf eindrucksvolle Weise einen Raum – in diesem Fall den urbanen
– erschlossen. Dabei gelingt es ihr eindrucksvoll, die abstrakten Vorstellungen mit starken Bildern ans Publikum zu übermitteln und letztlich den Titel ihrer Choreographie ad absurdum zu führen.
Denn Raum ist eben nicht nur Lärm. Sondern auch Klang. Und Tanz. Anmut im Chaos. Muss man auch erst einmal schaffen.
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