Hip-Hop-Moves kommen an, selbst bei den Kleinsten: Die "Boys"-Kompanie von "Bad Honnef tanzt" wirbelt immer wieder mit Footworks über den Boden, cool und lässig bis hin zum Nesthäckchen Otto. Eher nach oben strebend dagegen die "Girls" mit ihren Sprüngen, bei denen die langen Haare fliegen können. Zusammen eröffnen die beiden Jugendtanzgruppen in der Bonner Oper das 4. Sommerfestival "Das Siebengebirge tanzt" – und sorgen dabei dank der Klänge des Jugend Jazz Orchesters Bonn für einen abwechslungsreichen und ausdrucksstarken Abend, der einmal mehr zeigt, wie essentiell die Förderung von Kultur in allen nur denkbaren Formen in Stadt und Region ist. Und wie effektiv. Denn was die Jungen und Mädchen zwischen 5 und 20 Jahren hier auf die Bühne bringen, ist wirklich bemerkenswert. Selbstbewusst im Rampenlicht stehend setzen sie beliebte Film- und Fernsehmelodien in Bewegung um, tanzen zu "Happy", "Pink Panther" oder "Hair" und haben dabei sichtlich Spaß.
Projektleiterin Anna-Lu Masch, die zusammen mit der Tanztherapeutin Aruna Dufft und dem Breakdancer Sania Korolyov das Konzept des Abends erarbeitet hat, hat den rund 35 Kindern spielerisch
wirkende Choreographien auf den Leib geschrieben, die allen Altersstufen gerecht werden und trotzdem einer klaren Körpersprache folgen. Vor allem die Jungen sind erstaunlich präsent und setzen
etwa bei Leonard Bernsteins "Cool", aber auch bei Michael Jacksons "Thriller" die nötige Lässigkeit souverän um und erweisen sich zugleich als erstaunlich vielseitig. Bedauerlich ist allerdings,
dass einige Stücke nicht ausgetanzt werden, darunter ausgerechnet der "Jazz Waltz Nr. 2" von Dmitri Shostakowitch, der eigentlich eine große stilistische Bandbreite zulässt.
Dafür erweisen sich die Darbietungen sonst als erfreulich ideenreich: Mal werden berühmte Film-Posen umgesetzt, dann wieder Tänzer durch eine Laserfalle geführt oder Interaktionen mit
Video-Einspielern umgesetzt. Sogar ein Laserschwert-Kampf wird – wenn auch ohne Waffen – in Szene gesetzt. Das Jugend Jazz Orchester Bonn erweist sich dabei als souveräner Klangkörper, dem zwar
an der ein oder anderen Stelle noch ein bisschen mehr Biss gut zu Gesicht gestanden hätte, der aber andererseits das umfangreiche Programm bravourös meistert. Hervorgehoben werden muss dabei die
junge Bertha, die nicht nur tanzt, sondern auch zweimal zum Mikrofon greift und dabei mit Adeles anspruchsvollem "Skyfall" eine exzellente Leistung bietet. Beim großen Finale zu "Live And Let
Die" darf dann jeder noch einmal zeigen, was er oder sie kann – wohlgemerkt nach einer Art Trikottausch der besonderen Art, hatten sich doch, sehr zur Freude der Zuschauer, die Jungen in die
blauen Kleider der Mädchen gezwängt und dafür ihre Jacken hergegeben. Muss man sich auch erst einmal trauen.
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