Monophonics & Simo: Rock mit Seele und Nachdruck

Manchmal lohnt es, sich einfach mal überraschen zu lassen. So wie bei der aktuellen Ausgabe des WDR Crossroads-Festivals: Keine der in diesen vier Tagen auftretenden Bands dürfte im Vorfeld einem größeren Publikum bekannt gewesen sein, keine hat besondere Erwartungen geweckt – und einige haben dafür umso mehr zu begeistern gewusst. Dazu zählten unter anderem die Monophonics sowie Simo, die gemeinsam den Freitagabend bestritten und mit soulig-funkigem beziehungsweise wuchtig-psychedelischem Rock den Besuchern der Harmonie ein ganz besonderes Konzerterlebnis bereiteten.

Dabei gehörten beide Bands nicht zu jenen, die bereits mit dem ersten Ton ihre Zuhörer einfangen konnten – selbst die Monophonics, die mit zwei Bläsern und dem Impetus eines Ray Charles immerhin die nötige Energie mitbrachten, wirkten am Anfang noch ein wenig ausgebremst. Dazu mögen allerdings auch die Rock-Elemente beigetragen haben, die der Musik deutlich mehr Gewicht verliehen und gewissermaßen einen Gegenpol zum treibenden Funk bildeten. Andererseits war letztlich genau diese Gegensätzlichkeit so überaus faszinierend, vor allem nachdem die Kalifornier Fahrt aufnahmen, das Gaspedal durchdrückten und mit scharfen Gitarrensoli sowie zunehmend energiegeladeneren Saxophon- und Trompeten-Sätzen ihre Botschaft der Liebe und der „good vibrations“ in die Herzen der Menge einstanzten. Und das mit jedem Mittel, das irgendwie passend erschien. Hier ein bisschen Psychedelic-Pop, da filmmusikalische Anklänge, mittendrin natürlich eine ordentliche Dosis Rock 'n' Roll – und eben der beständigen Verbeugung vor Größen wie Sly and the Family Stone oder den frühen Funcadelics. Einer der Höhepunkte war jedoch eine exzellente Cover-Version von Chers Hit „Bang Bang“, bei der Frontmann Kelly Finnigan, der auch hinter den Tasten seines Keyboards leidenschaftlich abzurocken verstand, seine kratzige Stimme zu meisterhafter Intensität erhob.

Im Anschluss wurde es düsterer und wuchtiger, aber nicht weniger reizvoll. Das Power-Trio Simo griff auf ihre ganz eigene Weise auf die Klangfarben ihrer Südstaaten-Heimat Tennessee zurück, das Blues-Feeling der Sümpfe mit modernem Psychedelic Rock und dem ein oder anderen Jazz-Fragment verschmelzend. Ein massives, (fast schon zu) lautes Amalgam, mit dem sich vor allem Gitarrist und Namensgeber JD Simo immer wieder in ausufernden Soli austobte. Klasse, auch wenn der Sound seltsam bekannt wirkte – tatsächlich zählt das Trio Joe Bonamassa zu seinen engen musikalischen Freunden. War nicht zu überhören. Aber gut, es passte ja alles zusammen. Die Spielfreudigkeit Simos fand in der fast schon beiläufigen Art, in der Bassist Elad Shapiro selbst hochkomplexe Linien darbot, sowie in dem druckvoll-dynamischen Hämmern von Drummer Adam Abrashoff die ideale Ergänzung, was beim Publikum auch dementsprechend gut ankam. Ein starker Rockpalast-Tag, sogar der zweitbeste des gesamten Crossroads-Festivals nach dem überragenden Auftakt mit Felin und Who Killed Bruce Lee, der vor atemberaubender Energie und Kreativität nur so sprühte. Ja, all so etwas kann man auch in Bonn haben. Man muss sich nur ab und zu einmal trauen. Und den Mut haben, sich überraschen zu lassen. Manchmal lohnt es sich eben.


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