Endlich mal positiv aufgeladener Rock – so mögen manche bei den ersten Klängen von The Roomsounds gedacht haben. Die Texaner, die den finalen Tag des Crossroads-Festivals in der Harmonie eröffneten, sehen sich selbst als moderne Variante von Tom Petty & The Heartbreakers und treffen damit ziemlich genau ins Schwarze. Der freundliche, klare, strahlende Gesang von Ryan Michael offenbarte eine Pop-Seele im Rock-Gewand und bildete zunächst eine schöne Abwechslung zu den sonst eher raueren Klängen des Vorabends sowie einen interessanten Kontrast zu dem durchaus knackigen Spiel der Band. Doch schnell wurde selbst dieser Stubentiger zahnlos, mäanderte in Richtung Country und mühte sich an einem T-Rex-Cover ab, das zwar hinsichtlich der Instrumentierung wenig zu wünschen übrig ließ, zu der eher braven Stimme aber nicht so ganz passte. Erst gegen Ende nahmen The Roomsounds wieder etwas mehr Fahrt auf. Der große Wurf blieb allerdings aus.
Deutlich runder erwies sich da Kamchatka. Das schwedische Power-Blues-Trio (eines von so vielen, die in den vergangenen Jahren durch den Rockpalast geisterten) ließ nichts anbrennen, rockte leidenschaftlich ab und hatte auf der Bühne sichtlich Spaß – zugleich vermied es aber zum Glück, irgendetwas erzwingen zu wollen. Kein Solo wirkte aufgesetzt, bemüht oder übertrieben, jeder Ton stand vielmehr im Dienst der Sache, so dass die Band immer eine Einheit war und nicht lediglich Trittleiter für eine einzige Rampensau. Bemerkenswert. Und all das, ohne vorhersehbar zu wirken. Ganz im Gegenteil: Immer wieder wechselte die Formation um Frontmann Thomas Anderson das Tempo, spielte mit der Dynamik oder setzte auf vertrackte Rhythmen, die schon fast einen progressiven Charakter haben, was angesichts der Opeth-Vergangenheit von Bassist Per Wiberg gar nicht mal so abwegig ist. Langweilig wurde es somit auf jeden Fall nicht, so dass Kamchatka für einen würdigen und souveränen Abschluss einer der stärksten Crossroads-Staffeln der vergangenen Jahre sorgte.
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