Überall so seltsame Gestalten. Stinkende Käfer der mobilen Sorte, emotional instabile Fasteleertiere und sogar ein aggressives Exemplar der Gattung Homo Pegidanensis trampeln durch den urbanen Bonner Urwald. Doch bei der Expedition der Kindernasensitzung Papperlapapp entdecken die Jugendlichen, die sich gegen das Gesetz des Dschungels wehren und wie üblich alles wortgewandt kommentieren, was ihnen vor die verbale Flinte kommt, auch viel Gutes. Allen voran die Satiere, eine seltene Gattung spitzzüngiger Primaten. Und Clowns. Und Partyschiffe. Gemeinsam mit ihnen stellen sich die Papperlapappen in der Harmonie gegen die zunehmende Abholzung der Kulturlandschaft und die Überwucherung der Freude durch Verrohung und Egoismus. Wenn das nicht reicht, was dann?
Schon längst ist Papperlapapp eine Tradition und feste Größe im Bonner Karnevalskalender. Die alternative Karnevalssitzung, die selbst Veranstaltungen wie dem Pink Punk Pantheon durchaus auf
Augenhöhe begegnen kann, erweist sich auch in diesem Jahr als bissige und unterhaltsame Show mit exzellenten Sketchen und starken Musiknummern. Unter dem Vorsitz von Emilia (Brunetti) der
Viertelvorzwölften und ihrem Präsidiumskollegen Gérôme (Blum) lässt sich das Ensemble sowohl über die große Politik als auch die eigene Erfahrungswelt aus: Mal werden neue Familienmodelle samt
möglicher Rückgaberechte bei Kindern von der Bank und herbeigesehnter Leihmütter diskutiert, dann wieder die Wartezeiten im unter der Aufsicht von Beamten mit Bore-Out-Syndrom stehenden Stadthaus
angeprangert, Werbung für das Jugendwort des Jahres gemacht oder neue Lehrmethoden samt defektem iTeacher vorgestellt – letzterer eine Erfindung von Professor P (Lennart Kusch), der fröhlich in
seinen Bart nuschelnd sogar ein didaktisches Toilettenhäuschen ersonnen hat, das sich derzeit vor allem in Berlin gut machen würde.
Musikalisch fällt in diesem Jahr vor allem Amos Bonhoeffer auf: Sein Rap als Lehrer Nottke ist brillant, sein Auftritt als die Stadtkasse sanierender Spar Hammer (unter Beteiligung von vier
bezaubernden jungen Damen) ebenso – und selbst als Partyschiff Moby Dick macht er mit Techno-Klängen a la „Haifisch, Haifisch!“ eine gute Figur. Letzteres liegt allerdings auch an den
herausragenden Kostümen, die einige Eltern gebastelt haben. Wenn mal gerade eben die Gorch Fock mit vollen Segeln neben der Queen Mary in den Harmonie-Hafen einläuft, ist das überaus sehenswert.
Papperlapapp ist wieder einmal eine Klasse für sich.
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