Sie können es also doch noch. Nachdem Basta, mittlerweile eine der dienstältesten a-cappella-Boygroups Deutschlands, zuletzt nicht wirklich auf der Höhe war und mit peinlichen Auftritten in den trüben Untiefen der Musik-Comedy nach leicht verdienter Zustimmung fischte, scheint das Kölner Quintett samt seinem neuen Mitglied Hannes Herrmann wieder auf dem aufsteigenden Ast zu sein. Vor allem die Songs des neuen Albums „Freizeichen“, das die Band jetzt im Pantheon vorgestellt hat, verströmen einen Hauch von Hoffnung, verfügen mitunter sowohl über clevere Texte als auch über spannende Arrangements und neutralisieren so die gelegentlich überbordende Blödelei, die sich dann doch noch ein ums andere Mal in die Show verbeißt.
Natürlich ist noch längst nicht alles im grünen Bereich. Lieder über Laktosetoleranz und eine zur Chefin mutierenden Putzfrau sind durchaus verzichtbar, insbesondere angesichts gewisser übler
Silbendrechseleien in den Begleitstimmen – „wischi-waschi“ und „wedel-wedel“ sind sogar noch um Längen schlimmer als die veralteten „Shalalalala“-Gesänge bei „Du tropfst“. Andererseits verzichten
Basta immerhin mit Ausnahme der „YMCA“-Parodie „ADHS“ auf die Darbietung verhunzter Cover-Versionen, übertreiben es nicht allzu sehr mit irgendwelchen Tanzeinlagen und konzentrieren sich wieder
mehr auf die Hauptsache: Das Singen. Im Pantheon klappt das noch nicht immer, könnte das Volumen vor allem in den tieferen Lagen ruhig noch wachsen, aber auch hier ist Basta auf einem guten Weg.
Und so ist der Tiefpunkt denn auch kein musikalischer, sondern ein verbaler: Als William Wahl in typisch Trumpscher Manier öffentlich einen Journalisten beschimpft, wohlgemerkt ohne auf den Grund
seines Unmuts zu sprechen zu kommen, deklassiert er sich damit selbst. Mit Professionalität hat das nichts mehr zu tun. Mit Niveau erst recht nicht.
Diese Aktion ist auch deshalb bezeichnend, weil Wahl hinter nahezu allen Basta-Liedern der vergangenen Jahre steckt. Hinter den miesen ebenso wie hinter den guten. Und von letzteren gibt es auf
„Freizeichen“ tatsächlich einige. Wunderschön etwa die gefühlvolle, wehmütige Ballade „Buhne Vier“, deren Text und Melodie ohne weiteres mit einigen der stärksten Wise-Guys-Songs konkurrieren
können. So intensiv hat Basta schon lange nicht mehr geklungen, wenn überhaupt. Brillant auch die Vokalhäufungen im bildgewaltigen „Sodom und Gomera“: „Badebehoste Bierbäuche beben, als ihre
Eigentümer sich erheben, vom Tresen der Bar zurück zum sonnenölverschmierten Pool“. Toll. Und selbst dem verzweifelten Versuch, auf ewig wie freche Mittzwanziger wirken zu wollen, scheint Basta
mit dem selbstreflexiven „Älter“ eine Absage zu erteilen. Gut so. Denn tatsächlich war und ist das bislang die größte Schwäche der a-cappella-Formation: Dieses ewige Herumkaspern, dieses
Festhalten an einer Jungspund-Comedy, das einfach nicht länger zu Basta passt. Jetzt, endlich, entwickeln sich die Fünf offenbar weiter. Musikalisch wie inhaltlich. Auch das kann ungeheuer
unterhaltsam sein, wie „Ein kleines bisschen Hass“ beweist. Statt Mario Barth vielleicht mal Georg Kreissler als Vorbild, das ist gar keine schlechte Idee. Wenn jetzt noch die Moderationen diesem
Beispiel folgen könnten, wäre viel gewonnen.
Die stärksten Akzente für die Neuausrichtung setzt Basta allerdings am Schluss. „Cut, Copy & Paste“ erweist sich als origineller Seemanns-Arbeitssong, bei dem alles stimmig ist und auch die
zuvor mitunter schwächelnden Stimmen gut abgestützt werden – und der Klassiker „Legalize Acappella“ vom Debütalbum „Basta“ dank einer perfekten Reggae-Performance als exzellentes Finale. Geht
doch. Wenn die Band einfach mal auf die pubertären Penälerwitze und die albernen Klischeethemen verzichtet (oder sie zumindest mit cleveren Versen versieht), die Flamenco-Flamingos und die
Nilpferd-Kniebeugen in den Giftschrank stellt und sich um Qualität bemüht, kann sie tatsächlich punkten. Bleibt zu hoffen, dass Basta diesen Weg fortsetzt. Möglichst mit Niveau. Und
Professionalität.
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