„Den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen“: So stolpern zwei eigentlich hochintelligente Figuren über die Bühne. Warum? Keine Ahnung. Wahrscheinlich weil das einfach dazu gehört, wenn Geisterjäger John Sinclair in einem Programm des Vollplaybacktheaters erscheint und sich bei einem mysteriösen Fall die Unterstützung von Chefdetektiv Justus Jonas sichert. Immerhin spielt das Wuppertaler Ensemble, das deutschlandweit längst Kultstatus besitzt, leidenschaftlich gern mit populären Zitaten aus allerlei Hörbuch- und Filmproduktionen und persifliert diese bis zum Exzess. Im Bonner Brückenforum hat das Vollplaybacktheater sich nun des Drei-???-Klassikers „Der grüne Geist“ angenommen, echte Spuk- und Horrorgestalten hinzugefügt und die ursprüngliche Handlung komplett ad absurdum geführt. Ein Ansatz, der immer noch funktioniert – auch wenn das Ensemble es diesmal ein wenig übertreibt.
Zugegeben, ernst nehmen kann man die Drei-???-Folgen einfach nicht mehr, zumindest die alten, deren Buchvorlagen immerhin vor gut 50 Jahren erschienen sind und deren Handlung in der Regel mehr
Webfehler aufweist als das Märchen vom Berliner Flughafen. Durch die Trashifizierung des Vollplaybacktheaters wird dies noch potenziert, üblicherweise aber durch die genialen Ideen des Ensembles
aufgefangen, das sich dabei gänzlich auf fremde Tonspuren stützt. Die Schauspieler sagen während der Aufführung kein einziges Wort, bewegen nur die Lippen und überlassen es den Sprechern der
Hörbücher und Hollywood-Produktionen, die passenden Zeilen zu liefern. Geschickt arbeitet das Ensemble dabei mit Rückblenden und Zeitreisen (samt eines Cameo-Auftritts von Doc Brown und Marty
McFly), setzt Matrix-Kampfszenen ebenso ein wie die Muppets und holt so manche Ikone auf die Bühne. Für viele Fans besteht denn auch der größte Spaß darin, die einzelnen Anspielungen zu bemerken
– und längst nicht alle sind so offensichtlich wie die Auftritte von Yoda, dem Drachen Smaug und Hannibal Lecter. Derartige kurze Zitate beleben die Show und sorgen regelmäßig für Jubelstürme;
längere Passagen haben diese Wirkung hingegen nicht. Und so ist es denn auch der Versuch einer übernatürlichen Handlung, der nicht so ganz zündet. Vor allem der grüne Geist mit seiner
Pan-Tau-Verwandlungskunst passt nicht ins Bild und stört den Fluss der Kernerzählung nachhaltig, ebenso wie die dominante Präsenz John Sinclairs. Hinzu kommt, dass das Vollplaybacktheater ein
bisschen zu oft auf das selbe Pferd setzt, bis dieses tot zusammenbricht und dennoch weiter geschlagen wird. Immer wieder die selben Pointen, immer wieder die selben Phrasen – das wird irgendwann
langweilig. „Den rechten Fuß vor, das linke Bein nachziehen“. Fängt als Running Gag an, erlahmt aber schnell. Gleiches gilt für einige andere Szenen, die innerhalb kürzester Zeit
Ermüdungserscheinungen zeigen. Da sehnt man sich förmlich nach der Taste für den schnellen Vorlauf.
Dabei hat das Vollplaybacktheater derartige Wiederholungen eigentlich gar nicht nötig, wie es in den vergangenen 20 Jahren immer wieder unter Beweis gestellt hat. Die stärksten Ideen sind immer
noch die einmaligen, vor allem wenn diese ohne große Worte auskommen. Herrlich etwa, wie Peter Shaw und Bob Andrews, denen das Vollplaybacktheater schon seit längerem homoerotische Neigungen
andichtet, so wie einst Patrick Swayze und Demi Moore an einer Töpferscheibe sitzen. Oder wie Batman auftaucht und kurzerhand ein kleines Tänzchen a la Michael Jackson wagt („I'm Bat“).
Großartig. Genau dafür liebt das Publikum das Ensemble, das im Jubiläumsjahr noch eine neue, ganz besondere Tour plant. Sicherlich wieder mit jeder Menge wahnsinniger Ideen. Und hoffentlich ohne
allzu viele Wiederholungen.
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