Der Sog ist stark. Sehr stark. Wenn Akua Naru an den Rand der Bühne tritt, ebbt das Publikum lachend zurück, nur um dann wieder wellengleich zurückzukehren und die Rapperin aus Köln mit Energie zu versorgen. Dann wieder gehen die Arme in die Höhe, wippend, wiegend, wogend, den Impulsen von der Bühne folgend und sie zugleich verstärkt zurückwerfend, bis die charmante Frontfrau nicht mehr weiß, wohin sie mit all dieser Kraft soll, die ihr an diesem Abend in der Harmonie entgegenfließt. Keine Frage, auch dieses Konzert des „Over the Border“-Festivals ist ein besonderes Erlebnis für Künstler und Publikum – und doch nicht ganz das, was es sein könnte. Denn mitunter suboptimale Abstimmungen im Hintergrund und eine schwächelnde Tontechnik verhindern, dass Akua Naru ihr ganzes Potenzial ausschöpfen kann.
Eigentlich sind es Kleinigkeiten: Saxofonist Julian Ritter bleibt abseits seiner Soli zu leise, ebenso wie die Background-Sänger, die ohnehin ihr Volumen besser nutzen könnten und insgesamt etwas zu dünn klingen. Und selbst Akua Naru kommt manchmal kaum durch, kann ihre Botschaften nur mit Mühe vermitteln, auch wenn ihr diese noch so sehr am Herzen liegen. Schade, zumal die US-Amerikanerin einiges zu sagen hat. Ihr von sanftem Jazz getragener Conscious Rap strotzt nur so vor Poesie, erweist sich mitunter als überaus sozialkritisch, genau so oft aber auch als esoterisch und emotional. „How Does It Feel“ steigert sich gar bis zum lyrischen Orgasmus, den Akua Naru nur zu gerne mit dem Publikum teilt. Die Band kann dieser klimatischen Dynamik allerdings nur mühsam folgen, läuft scheinbar nur mit halber Kraft, und so bleibt es an der „First Lady des Global HipHop“ hängen, sie mit in die Ekstase zu ziehen. Klappt auch irgendwie. Könnte aber besser sein. Ein bisschen mehr Wucht wäre zum Beispiel schön. Ein bisschen mehr Abwechslung auch. Zu oft verharrt die Band in den immer gleichen Rhythmen, löst sich zu spät oder gar nicht von einengenden Mustern, obwohl zumindest Saxofonist Ritter sich immer wieder bemüht und auch Akua Naru regelmäßig ihre Mitmusiker zu animieren versucht und ihnen Freiräume bietet. Dennoch zeigt sich das Publikum begeistert und elektrisiert, vor allem dank der Intensität einer Rapperin, die man im Auge und im Ohr behalten sollte – immerhin ist angeblich noch für dieses Jahr ein neues Album geplant.
Kommentar schreiben