Ein bisschen ratlos ist die HörBänd schon. Wie nur anfangen? Der erste Eindruck zählt schließlich, da muss gleich die erste Nummer ein Kracher sein, ein Festival für die Sinne mit Explosionen, Witz und Energie. Doch was könnte beim Publikum am besten ankommen? HipHop? Pop? Ein Volkslied? Oder einfach alles zusammen? Das a-cappella-Quintett aus Hannover entscheidet sich nach inem offenbar von John Cage inspirierten Intro der Stille für letzteres, zieht alles Register – und weckt mit seinem ersten Auftritt im Haus der Springmaus tatsächlich viele Erwartungen. Die im weiteren Verlauf des Abends zumindest zum Teil erfüllt werden.
In ihrem aktuellen Programm geht es bei der HörBänd wahrlich „drünter und druber“. Mal suchen sie Inspiration in erfolgreichen Popsongs und besingen fröhlich „Kirsche Kirsche Dame“ oder den „Lila
Regen“, dann wieder versuchen sie sich an einer zusammengeschrumpften und seltsam rhythmisierten Version von Claude Debussys „L'Après-midi d'un faune“. Genüsslich reduzieren sie Komplexes und
überhöhen Schlichtes, wobei ihnen letzteres in der Regel besser gelingt. Herrlich etwa die eigentlich banale, aber einfach gut inszenierte und arrangierte Version von „Die Affen rasen durch den
Wald“ samt King-Louie-Scat-Solo, bei der die Fünf richtig Gas geben; bei Jamie Callums „You And Me Are Gone“ schwächeln sie dagegen, verheddern sich ein wenig in den rhythmischen Fallstricken und
lassen zwischendurch auch den schönen Gesamtklang vermissen, mit dem die HörBänd sonst zu punkten vermag. Einzeln dürften die Sänger ohnehin noch ein wenig an ihrer Intonation feilen und etwas
weniger pressen – lediglich Sopranistin Laura Saleh, die als einzige Frau des Quintetts besonders hervorsticht, sowie Bass Martin „Ohlsen“ Kleine überzeugen auf ganzer Linie.
Vielleicht ist der HörBänd ein perfekter Klang a la OnAir aber auch gar nicht so wichtig. Ein paar gute Lacher mögen auch reichen. Immerhin versucht das Quintett, sich in die Tradition von Basta
und den WiseGuys zu stellen, denen sie mit einem Cover von „Lauch“ respektive einem Best-of-Medley Tribut zollen. Das funktioniert zwar nicht immer – ein Witz zu Beginn der zweiten Hälfte zieht
sich wie Kaugummi und liefert letztlich keine Pointe –, aber doch erfreulich oft. Wenn „Klugscheißerman“ über die Bühne fliegt oder Sven sich für die Gleichstellung von Männernamen in Songtiteln
einsetzt, kann sich das Publikum vor Lachen kaum halten. Die HörBänd zeigt somit durchaus Potenzial. Jetzt noch ein wenig Stimmpolitur, dann ist auch die Ratlosigkeit am Anfang kein Problem mehr.
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