Da ist sie ja, die Kraft des Blues. Endlich. Die Töne drücken aufs Gemüt, während der sumpfige Sound der Slide-Gitarre, im Morast verankert durch Bass und Schlagzeug, wimmernd und jaulend den Weg zur Katharsis weist. Herrlich. So wird The Blues Band ihrem Namen gerecht. So und nicht anders. Dave Kelly singt gerade Muddy Waters „Still A Fool“ mit bemerkenswerter Intensität und zaubert zugleich feine Miniaturen auf den Saiten, ohne es mit den Umspielungen zu übertreiben und in die selbe Falle zu tappen wie viele andere Künstler seines Schlags. Weniger ist manchmal mehr: Kelly hat das verstanden. Ebenso wie die Tatsache, dass man in anderen Situationen aufmachen und Gas geben muss. Was zugegebenermaßen nicht immer einfach ist, schon gar nicht jenseits der 70. The Blues Band bemüht sich zwar, Kellys Beispiel zu folgen – und kann doch eine gewisse Trägheit nicht verleugnen.
Dabei stehen die Fähigkeiten der fünf ebenso außer Frage wie ihre beeindruckende Historie. Paul Jones, einst Sänger bei Manfred Mann, verfügt immer noch über eine begnadete Stimme, deren volles
Potenzial er etwa bei Curtis Mayfields „People Get Ready“ auslotet; sein Mundharmonika-Spiel ist nicht minder brillant. Aber leider reicht das nicht immer. Mitunter fehlt einfach die Energie, der
Schwung, der Elan, die Impulse nach vorne, die Rob Townsend, der einst immerhin für Family trommelte, schlichtweg verweigert und die auch der ab und zu zum Mikro greifende Rhythmus-Gitarrist Tom
McGuinness (ebenfalls früher bei Manfred Mann) mit seinem zähen Stil nicht bedient. So wenig sollte es dann doch nicht sein. Vor allem die erste Hälfte des Konzerts, in der Frontmann Jones eine
Solo-Platte nach der anderen anpreist, erhält so den Charakter einer Kaffeefahrt. Fehlt nur noch die Heizdecke gegen den Blues.
Nach der Pause dann die Wende. Mehr Druck, mehr Tempo, mehr Begeisterung. Der Mayfieldsche Gospel läutet eine Erweckungszeremonie ein, die beim bereits erwähnten „Still A Fool“ ihren Höhepunkt
findet. Geht doh. Zumindest für eine Weile. „Shake, Rattle und Roll“ lahmt dagegen wieder, egal wie sehr McGuinness auch die Gitarre hinter seinem Nacken spielt. Erst mit „Let The Good Times
Roll“ kommt The Blues Band zurück in die Spur, zumal Paul Jones erneut seine Entertainer-Qualitäten unter Beweis stellt. Für weitere Zugaben ist dann leider keine Zeit mehr, selbst auf den
Bob-Dylan-Titel „Maggie's Farm“, als einziger Singles-Charterfolg eigentlich fester Bestandteil eines Blues-Band-Konzerts, muss das Publikum verzichten. Zufrieden ist es trotzdem. Nur nicht
euphorisiert. Da hätte mehr dann doch tatsächlich mal mehr sein müssen.
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