Typisch Nachwuchs! Kaum hat man den Bengel liebevoll aufgezogen, ihn mit Trennkost aus dem Duden gefüttert und sämtliche Schreibhals-Phasen durchgestanden, zieht er von dannen und lässt die Eltern allein und stumm zurück. Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg sind im Pantheon ausnahmsweise einmal sprachlos und jetzt nicht nur dem Namen nach Ohne Rolf: Das Schweizer Kabarett-Duo, das ausschließlich schriftlich mit dem Publikum verkehrt und auf seinen großen Plakaten alle Feinheiten der deutschen Satzkunst meisterhaft beherrscht, muss sich völlig neu orientieren. Es gilt, wieder ohne das Puppenkind zurechtzukommen, dem die zwei in der ersten Hälfte ihres inzwischen neun Jahre alten „Schreibhals“-Programms seine Zeit gewidmet haben.
Dabei lief doch alles so gut. Sogar zwei exzellente Paten hatten die beiden Blätterer im Publikum gefunden, die den beiden gestressten Eltern für ein paar Minuten die Arbeit ab- und die Bühne übernahmen. Was will Rolf also mehr? Ganz einfach. Stimmrecht. Wörter, die auch klingen. Und das ist etwas, bei dem Jonas und Christof ihm wirklich nicht helfen können. Denn so sehr die Kunst der beiden auch geschätzt wird (wie unter anderem der Deutsche Kleinkunst- und der Deutsche Kabarettpreis sowie der Jurypreis des Prix Pantheon beweisen), wollen sie doch einfach nicht sprechen. Bis es zu einem (gespielten) Missgeschick kommt, der Drucker von Rolf streikt und das Duo sich lauthals äußern muss. Geht auch. Das Publikum ist auf jeden Fall begeistert und feiert das nicht mehr ganz druckfrische, aber immer noch innovative Konzept.
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