Mit dem Ergebnis können eigentlich alle zufrieden sein: Gut 3000 Besucher sind bei der nunmehr elften Theaternacht am vergangenen Mittwoch – der ersten unter der Leitung der Theatergemeinde – durch die großen und kleinen Bühnen der Stadt gezogen, haben Auszüge aus aktuellen und kommenden Programmen sowie einige ganz exklusive Darbietungen gesehen und einfach das vielfältige Bonner Kulturleben in vollen Zügen genossen. Mehr als 150 Vorstellungen an 33 Spielorten sorgten für jede Menge Abwechslung: Lesungen und Musik, Kabarett und Monodramen, Winterreisen und Hurenabende, Hut-Revues und Tanz-Einblicke ließen kaum Wünsche offen.
Alle Generationen waren an diesem Abend auf den Beinen, darunter viele Studenten, die gut gelaunt in die Theater strömten. Auch die Familie Mockridge, die zusammen mit Kulturdezernent Martin
Schumacher die Schirmherrschaft über die Großveranstaltung übernommen hatte, war unterwegs und nutzte die Gelegenheit, andere Ensembles zu sehen – und im Notfall helfend einzugreifen. So wie Bill
Mockridge, der sich im Migrapolis kurzerhand an der Reparatur eines Notenständers beteiligte und damit den Auftritt des Duos „Zucker & Salz“ rettete. Das Haus der Vielfalt platzte wie so
viele andere Veranstaltungsorte auch aus allen Nähten; mitunter bildeten sich lange Schlangen vor den Bühnen, mit denen ganz unterschiedlich umgegangen wurde. Das Euro Theater Central, ohnehin
seit Jahren einer der Publikumsmagneten bei der Theaternacht, hatte extra einen roten Teppich ausgerollt, während die Rheinbühne im Jugendzentrum St. Cassius die Künstler, die nicht gerade einen
Auftritt hatten, kurzerhand in die Menge schickten. Auf dem Gelände der Ermekeilkaserne pulsierte dank der Alanus-Hochschule ohnehin das Leben, ebenso wie in der Brotfabrik, die seit jeher fest
in der Hand der studentischen Theatergruppen ist und auch diesmal mit der Bonn University Shakespeare Company (BUSC), der Dauertheatersendung, der spanischsprachigen Schauspieler von La ClínicA,
dem neu gegründeten Ensemble moving targets sowie dem Theater Rampös ein überaus abwechslungsreiches Programm präsentieren konnte. Vor allem die beiden Letztgenannten sorgten für Begeisterung:
moving targets spielte starke Auszüge aus der im Juni startenden Produktion „The Last Of The Haussmans“, während das Theater Rampös mit überragenden Darbietungen aus Philip Marbers „Closer“ neue
Maßstäbe setzte. Ebenfalls meisterhaft waren der Einblick in das dreisprachige Stück „Immigro Ergo Sum“ der Gruppe GIFT, die im Euro Theater Central für bewegende Momente sorgte, sowie die
Tanzdarbietungen der Bonner Kompanie bo komplex und befreundeter Ensembles aus Hagen, Gießen und Neustrelitz in den Kammerspielen.
Abgesehen von einigen kleineren Kommunikationsproblemen hinsichtlich der abends geöffneten Theaterkassen und ein paar weiteren Abstimmungsschwächen lief nach Aussagen von
Theaternacht-Koordinatorin Magdalena Bahr somit alles rund. „Die Stimmung war überall riesig, sowohl vom Publikum als auch von den Theatern habe ich bislang nur positive Rückmeldungen erhalten“,
sagte sie. „Natürlich gibt es noch ein paar Dinge, die noch optimiert werden könnten, aber das ist ja normal. Wir werden diese in einer Nachbesprechung thematisieren und dann beim nächsten Mal
versuchen, die Theaternacht noch ein bisschen besser und schöner zu machen. Immerhin haben wir aber wieder einmal zeigen können, welches Potenzial Bonn zu bieten hat.“ Jetzt muss das Publikum
dies nur noch ausschöpfen. Und zwar am besten auch abseits der Theaternacht.
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