Ach ja, die üblichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Da die Männer mit ihrem einfach gestrickten Gehirn, die sich immer nur auf eine Sache konzentrieren können und mit Geschenken aus dem Baumarkt recht einfach zufriedenzustellen sind; und dann die Frauen mit ihrem Multi-Tasking-Kabelknäuel im Gehirn, voller Verknüpfungen und vor allem voller Emotionalität. Beliebte Klischees, die man eigentlich längst überwunden zu haben glaubte und die dennoch auf der Bühne immer wieder von Kabarettisten hervorgekramt werden. Auch Horst Schroth, der immerhin in den 90ern gleich zweimal den Deutschen Kleinkunstpreis erhalten hat und an den legendären „Reichspolterabenden“ beteiligt war, greift nur allzu gerne in diese Schublade. In seinem neuen Fortsetzungsprogramm „Wenn Frauen immer weiter fragen“ beantwortet er nur allzu gerne ihn angeblich erreichende Mails – und lässt angesichts seines kultivierten Auftretens schnell vergessen, dass die Pointen eigentlich ziemlich antiquiert sind. Auch wenn sie beim Publikum immer noch zünden.
Keine Frage, Schroth ist ein brillanter Rhetoriker. Er weiß genau, dass man ihm mit seiner eleganten Art einiges durchgehen lässt, was bei anderen Künstlern als latenter Sexismus bezeichnet werden könnte. Wenn er sich etwa als leidenschaftlicher Tango-Tänzer outet, der besonders gerne große Frauen auffordert, weil dann sein Kopf wenigstens auf der richtigen Höhe wäre, klingt das überraschenderweise nicht schmierig, sondern wie die Lebensbeichte eines erfahrenen Lebemanns und Charmeurs, dem man einfach nicht böse sein kann. Ob es allerdings wirklich nötig ist, die bestehende Regierungsmannschaft ausschließlich auf ihre optischen Fehltritte zu reduzieren, über die monumentalen Ausmaße von Peter Altmeier und Sigmar Gabriel zu lästern und sich zugleich einer inhaltlichen Auseinandersetzung zu verweigern? Oder sich über die rund 100 Gender-Professorix in Deutschland mit ihrem Sternchen-Wahn zu echauffieren, die zentralen Probleme der ausufernden political correctness aber nicht zu thematisieren? Ist das nicht ein wenig zu platt? Offensichtlich nicht – zumindest ist das Publikum begeistert von den Ausführungen des Gentlemans im blauen Anzug, die auch Maurer-Dekolletés und Gruftelfen, Aaskäfer-Pheromone und Anglerfisch-Paarungen umfassen und dabei mitunter tatsächlich einige brillante Pointen beinhalten. Die Form ist daher über jeden Zweifel erhaben. Nur über einige Inhalte sollte man vielleicht mal nachdenken.
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