„Das ist mit Sicherheit einer der heißesten Tage, die ich bislang erlebt habe, und ich bin eine Zeitlang durch Australien getourt“, ruft Passenger und lacht. Wer will ihm da widersprechen? Gut, während der britische Singer-Songwriter mit einem umjubelten Konzert die KunstRasen-Saison 2017 eröffnet, hat es sich dank leichten Windes schon etwas abgekühlt, aber noch wenige Stunden zuvor rann der Schweiß im wahrsten Sinne des Wortes in Strömen. Nicht umsonst hatte der Deutsche Wetterdienst vor den hohen Temperaturen gewarnt, ebenso vor drohenden Gewittern – doch zumindest letztere blieben an diesem Abend aus. Zum Glück. Denn sonst hätten die mehr als 2000 Besucher einen fantastischen, charmanten Auftritt verpasst, der wahrscheinlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Schon vor zwei Jahren war Passenger nach Bonn gekommen – damals war das Wetter sogar noch ein bisschen extremer – und hatte das Publikum ganz alleine mit seinem Singer-Songwriter-Pop verzaubert.
Diesmal ist er mit Unterstützung gekommen, hat seine Band mitgebracht, die ihm eine noch größere Dynamik ermöglicht. Schon zuvor konnte er in einem Moment in der Musik versinken, sich in eine
gefühlvolle Ballade fallen lassen und dann unvermittelt wieder in die Höhe zu schießen, auf einmal rau rockend und die Worte wie Pfeile in Richtung Menge feuernd. Jetzt, mit ein paar Musikern im
Rücken, gelingt ihm das noch besser. Zugegeben, abgesehen von dem volleren Klang und einigen neuen Songs des aktuellen Albums „Young as the Morning, Old as the Sea“ ist Passenger der gleiche
geblieben wie schon bei seinem ersten und einzigen großen Hit „Let Her Go“ von 2013, hat sich Veränderungen und Neuausrichtungen konsequent verweigert, aber andererseits feiern ihn seine Fans ja
auch gerade deswegen. Weil er ein Fels in der Brandung ist, mit einer Stimme, die voller Ehrlichkeit die Schönheit des Lebens ebenso besingt wie die Sehnsucht nach mehr. Es ist diese
Authentizität, die Passenger auszeichnet und deretwegen das Publikum ihm bereitwillig folgt, Kehrverse mitsingt und Hände in die Höhe reckt. Ihm zuliebe macht man einfach alles mit. Weil es
einfach Spaß macht.
Im Vorprogramm hatten schon der Vagabund aus Leidenschaft Stu Larsen (der tatsächlich kein Zuhause hat und seit Jahren einfach von einem Ort zum nächsten zieht) sowie die niederländische
Indie-Rockband Kensington für Stimmung gesorgt. Letztere boten ein beeindruckendes Kontrastprogramm, hämmerten mitunter überaus brachiale Riffs auf der KunstRasen-Bühne, türmten wuchtige
Klanggebirge aufeinander und setzten damit ein eigenes kleines Highlight. Ein erfolgreicher Auftakt. Jetzt müsste es nur so weitergehen.
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