Das gesamte Pantheon singt. Und klingt. Alle sind Teil jenes Klangbezirks, den das gleichnamige a-cappella-Quartett an diesem Abend initiiert hat, das Publikum ebenso wie der Bonner Jazzchor auf der Bühne. Letzterer hatte die Berliner zu einem Doppelkonzert eingeladen, wollte einen gemeinsamen Auftritt in Köln wiederholen und wird nun eben integriert, wird zur Band von vier Sängern, deren Vielseitigkeit schlichtweg bemerkenswert ist. Von ihnen kann der Jazzchor, immerhin eines der besten großen Vokalensembles der Bundesstadt und auch deutschlandweit ganz weit vorne, noch einiges lernen. Unter anderem über die Definition von Jazz.
Es steht außer Frage, dass der Chor unter der Leitung von Sascha Cohn ein Level erreicht hat, von dem andere nur träumen können. Die Intonation ist nahezu perfekt, die Dynamik ein Genuss – und
wenn die rund 35 Mitglieder im rhythmisch komplexen „Green Garden“ mühelos von einer kleinen Klatsch- und Tanzeinlage wieder in die harmonische Mehrstimmigkeit finden oder der „Baba Yaga“ einen
diabolischen Nimbus verleihen, offenbart sich die wahre Brillanz des Klangkörpers. Mit dem im Namen tragenden Jazz hat das zwar nicht mehr viel zu tun, zumal der Chor und vor allem die Bässe etwa
bei dem dänischen „Don't wanna dance“ oder dem von einem starken Solo dominierten „Liquid Spirit“ noch ein bisschen mehr nach vorne singen könnten – aber dieser einzige Kritikpunkt besteht schon
seit Jahren, ohne dass sich etwas ändert. Dabei könnten sie, wenn sie nur wollten, wie etwa das schöne „Give Us A Little Love“ beweist, bei dem die energiegeladenen Impulse das Stück
kontinuierlich antreiben. Zusammen mit dem exzellenten Sound des Chores entsteht so ein Meisterwerk der Vokalmusik, das zu keinem Zeitpunkt die Energie verliert.
Dennoch sind es Klangbezirk, die in Sachen Drive die Nase vorn haben. Ob sie nun Canned Heat swingen oder Men at Work trällern, ob sie Michael Jackson in ihrem Bariton Matthias Knoche
reinkarnieren (ein überragender Moment) oder ob sie mit einer ihrer Mandarin-Kompositionen verzaubern, immer strebt die Spannung zum nächsten Ton. Dazu gesellen sich unglaublich kreative
Arrangements, Spaß bei der Einbeziehung des Saals sowie eine bemerkenswerte Improvisationslust. Letztere mündet in einer Zugabe, bei der das Publikum sich Titel wünschen darf, die Klangbezirk
dann zusammen mit Sascha Cohn interpretiert. Eine riskante Aktion, an der sich sonst eigentlich nur Formationen wie The Real Group versuchen, die ohnehin auf dem Vokal-Olymp angekommen sind. Doch
Klangbezirk, immerhin aus vier ehemaligen Mitgliedern des Bundesjazzorchesters bestehend, meistern diese Herausforderung souverän. Das ist eben Jazz. Und ganz große Klasse.
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