Geplant ist nichts. Möglich aber alles. Wenn Christian Padberg alias Dad's Phonkey auf die Bühne tritt, gibt es für ihn keine Vorgaben, keine Noten, keine Vorstellungen. Vielleicht, nur vielleicht, so etwas wie den Hauch einer Idee, mehr aber auch nicht. Die eigentliche Musik passiert einfach. Sie entsteht im Unterbewusstsein, eine Melodielinie nach der anderen, vom Gehirn in Form gebracht und sich schließlich aus dem Mund des 57-Jährigen in dessen Loop-Station ergießend, wo sie sich mit den anderen Fragmenten zu etwas Einzigartigem verbindet. Eine a-cappella-Chimäre, die ständig im Wandel begriffen ist und dabei faszinierende Formen annimmt. Im Pantheon hat Dad's Phonkey nun ein großes Konzert gegeben – und das Publikum mit seiner Experimentierfreudigkeit, seiner Kreativität und seiner Spontaneität begeistert.
Padberg ist ein Improvisator in Reinform. Einfach anfangen, irgendwas wird schon rauskommen. Was ja auch meistens stimmt, dank des bemerkenswerten Gespürs für Harmonien und Dynamik, die der Solo-Künstler sein eigen nennt. Fehler? Gibt es nicht wirklich. Vielmehr werden sie integriert, eingebettet in immer neue Schichten, die Padberg in sein Mikrofon haucht und knurrt, grummelt und zischt, trällert und knödelt. Mit letzterem übertreibt er es zwar mitunter, bemüht sich zu sehr, einen volltönenden Belcanto-Sänger oder eine Soul-Legende zu imitieren; andererseits gehört schließlich auch eine stilistische Vielfalt zum Konzept. Dad's Phonkey lässt sich einfach nicht einschränken. Swing trifft auf Cha-Cha-Cha, Chanson auf Rock und Funk und Pop und Punk, überlagert von einem babylonischen Kauderwelsch, das ebenso frei erfunden ist wie alles andere auch. Scat als zentrale Fantasiesprache, der sich sowohl Großmeister Padberg als auch das engagierte Publikum nicht entziehen können. Oder wollen. Es kommt schon alles zusammen. Zumindest in der Regel. Nur das gemeinsame Musizieren mit Multiinstrumentalist Matthias Höhn, eine Premiere für beide, funktioniert nicht so ganz. Padberg muss auf einmal die Töne halten, ist harmonisch eingeschränkt, und Höhn muss jemanden zu lesen versuchen, dessen Unvorhersehbarkeit ein entscheidender Bestandteil seiner Kunst ist. Da bedarf es wohl doch noch ein wenig Übung. Dafür sorgt Dad's Phonkey später am Abend für einen Höhepunkt, als er sich aus dem Publikum beliebige Zettel geben lässt und die darauf stehenden Texte vertont – darunter eine Fahrplanauskunft und einen Beipackzettel. Grandios.
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