Ob Wiese oder Acker, Hauptsache es rockt: Mit Gummistiefeln und jeder Menge guter Laune haben rund 5500 Menschen am vergangenen Samstag den zehnten Geburtstag des Green Juice Festivals gefeiert und sich von dem schlammigen Boden nicht aus der Fassung bringen lassen. Ausgelassen genossen sie die krachende Musik von Bands wie Milenia, den Hamburger Party-Experten Le Fly oder dem Headliner Madsen, tanzten im Matsch und hatten mitten in Bonn-Vilich viel Spaß. Eine glückliche Wendung für die Veranstalter, die einen Tag zuvor die geplanten Auftritte von fünf Bands kurzfristig absagen mussten, weil die Sicherheit der Besucher angesichts eines völlig überfluteten und selbst für Rettungswagen unbefahrbaren Geländes nicht hätte gewährleistet werden können. „Dann müsst ihr jetzt eben doppelt so viel Gas geben“, rief Le-Fly-Frontmann Schmiddlfinga am Nachmittag – und die Menge folgte ihm nur allzu gerne bis in die späten Abendstunden.
Die Begeisterung des Publikums war überall spürbar. „Es ist schon cool hier“, sagte etwa Pia Wolff, die vor allem wegen Madsen nach Vilich gekommen war. „Zum letzten Mal war ich glaube ich vor
sechs Jahren hier, aber die Atmosphäre ist noch genau so toll wie damals.“ Eigentlich hatte sie schon am Tag zuvor zusammen mit ihrer Freundin Leonie Weller auf das Gelände kommen wollen. „Das
war natürlich schade“, erzählte diese. „Wir sind dann ins Bla gegangen, wo Lygo gespielt hat, allerdings war es da tierisch voll. Es gab ja noch eine große Party im Brückenforum, da sind wir dann
aber nicht mehr hingegangen.“ Besagte Party hatten die Organisatoren um die Brüder Simon und Julian Reininger ursprünglich für all jene geplant, die nach den Freitagskonzerten immer noch Lust auf
Musik hatten; nachdem der Festivaltag in seiner eigentlichen Form ins Wasser gefallen war, hatten sie kurzerhand umdisponiert, die Veranstaltung im Brückenforum vorverlegt und alle gebuchten
Bands überreden können, zumindest ein paar Stücke in der Halle zu spielen (die Headliner Royal Republic traten unter ihrem Pseudonym The Nosebreakers mit einem Akustik-Set auf). „Das hat wieder
einmal gezeigt, was für ein großartiges Team wir haben“, erklärte Julian Reininger. „Die Hälfte der Leute ist mit mir rübergefahren, hat aufgebaut, sich hinter die Theke gestellt und gut 2000
Besuchern einen schönen Abend geboten, während mein Bruder mit etwa 20 Mann hier vor Ort geackert hat, Lavasteine und Bodenplatten verlegte und so dafür sorgte, dass wir heute überhaupt hier
stehen können. Ich bin restlos begeistert.“
Das sah auch das Publikum so. „Es ist echt klasse, was die Junge hier auf die Beine stellen“, erklärte Jonas Wehner. „Die wenigsten Veranstalter hätten wahrscheinlich beides gleichzeitig
hinbekommen, die Party im Brückenforum und die Arbeiten hier auf dem Gelände.“ Auch wenn letzteres am Samstag trotz aller Bemühungen weiterhin eine Schlammgrube war. „Ja“, sagt Elias Wehner
lachend, „beim Springen und Tanzen bleibt man leider manchmal stecken. Aber sonst ist es super.“ Die Stimmung kippte selbst dann nicht, als es pünktlich zum (hervorragenden) Auftritt von Itchy
einen kurzen Regenschauer gab. Jacken an oder Planen drüber und weiter gings. Sänger Sebastian Hafner ließ es sich auch nicht nehmen, auf einem vom Publikum getragenen Koffer ein kleines
Gitarren-Solo zu spielen. Und als dann schließlich um 21.40 Uhr Madsen auf die Bühne kamen und voller Elan abrockten, rastete die Menge völlig aus. Würde es also nur danach gehen, könnte Green
Juice im nächsten Jahr weitermachen. Wenn sich denn die Verluste durch die Absage in Grenzen halten. „Wir haben schon einen Termin und wir haben Bock“, sagte Reininger immerhin. Mehr kann man
wirklich nicht verlangen.
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