Es regnet Luftschlangen. Und Sternenkonfetti. In rot, blau und gelb flattert das Papier durch die Luft, legt sich auf überdimensionale Luftballons – und auf die nach Veranstalterangaben rund 10.000 Besucher von „Jeck im Sunnesching“, die auf dem KunstRasen-Gelände in der Bonner Gronau in unterschiedlichen Stadien der Kostümierung ausgelassen feiern. Karneval im Frühherbst mit der ersten Garde der kölschen Bands. Kein Wunder, dass die Veranstaltung ausverkauft ist, obwohl sie zeitgleich auch in Köln stattfindet. Dort läuft die Open-Air-Sause bereits zum dritten Mal, in der Bundesstadt ist es eine Premiere. Und zwar eine, die im Großen und Ganzen den richtigen Nerv getroffen hat.
Das liegt zu einem nicht unerheblichen Teil an den Musikern, die auf der Bühne für Stimmung sorgen. Brings, Miljö, Kuhl un de Gäng oder Klüngelköpp geben von der ersten Sekunde an Vollgas, doch
vor allem der Auftritt von Kasalla dürfte dem Publikum lange in Erinnerung bleiben. Das närrische Quintett begeistert mit einer exzellenten Bühnenshow, ohne sich dabei zu verbiegen oder zu
verstellen. Nichts wirkt aufgesetzt, ganz im Gegenteil, die gute Laune nimmt man den Jungs nur allzu gerne ab. Besonders Bassist Sebastian Wagner ist mit einem breiten Grinsen im Gesicht überall
zu finden, sitzt mal genüsslich am Bühnenrand, klettert dann wieder die Streben bis zu den Boxen hinauf und lässt sich auch mal auf einem Gummiboot durch das Menschenmeer tragen. Klasse! Doch
auch andere Bands haben das ein oder andere Ass im Ärmel, unter anderem Cat Ballou, die zwar ohne Lukas Podolski, wohl aber mit Rapper Mo-Torres nach Bonn gekommen sind. Schade, dass ausgerechnet
bei „Liebe deine Stadt“ ein kurzer, aber heftiger Schauer über dem Gelände niedergeht und die Menge vorübergehend unter Regenschirmen und Plastik-Capes verschwindet.
Immerhin erfüllt die Gute-Laune-Musik ihren Zweck. Einfach mal Spaß haben und den tristen Alltag für ein paar Stunden vergessen: Dieser Wunsch treibt viele in die Rheinauen. So auch Kitty Weber.
„Man hört ständig so viele schlechte Nachrichten, dass man ab und zu einfach mal abschalten möchte“, sagt sie. „Ich genieße es auf jeden Fall sehr, mit den tollen Bands und all den Leuten feiern
zu können.“ Ähnlich sieht es Joslyn Reingen, die ebenfalls total begeistert ist. „So kann man die Zeit bis zur nächsten Session doch wunderbar überbrücken“, erklärt sie lachend. Ein Punkt, den
auch Tim Mützler anführt. „Nach Rosenmontag ist man ja meistens der Meinung, genug Karneval gehabt zu haben, und freut sich über ein paar normale Monate. Aber irgendwann kribbelt es einen als
Rheinländer halt“, sagt er. Daher sei „Jeck im Sunnesching“ ideal. „Letztes Jahr war ich mit Freunden in Köln, aber als echte Bonner haben wir in diesem Jahr natürlich gesagt, dass wir in die
Rheinauen gehen. Und das war die richtige Entscheidung. Die Stimmung ist klasse, die Bands top, da kann Bonn locker mit Köln mithalten.“
Ganz rund läuft es allerdings dennoch nicht. Vor allem die Verpflegung und die Toilettensituation lassen zu wünschen übrig: In den sozialen Netzwerken beschweren sich einige Besucher über
Wartezeiten von 30 bis 45 Minuten, nur um ein kühles Kölsch zu bekommen, noch länger dauert es mitunter an den Essensständen. Auch vor den Dixi-Klos bilden sich lange Schlangen. „In der Tat gibt
es da noch Optimierungsbedarf“, gesteht Organisator Jochen Gasser. „Im nächsten Jahr ziehen wir ja auf die Blumenwiese um, wo wir deutlich mehr Platz haben. Schon dadurch wird sich einiges
entzerren. Wir nehmen die Kritik auf jeden Fall ernst und werden alles daran setzen, den Besuchern im nächsten Jahr eine noch schönere Party zu bieten.“ Derweil loben sowohl die Sicherheitskräfte
als auch die Polizei vor Ort die entspannte Atmosphäre. „Es war der Wahnsinn“, sagt auch Gasser. „Wir hatten natürlich gehofft, dass es direkt so voll und doch so friedlich wird, aber der Tag hat
unsere Erwartungen noch übertroffen.“
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