Ungewöhnliche Jazz-Formen sind schon seit Jahren ein fester Bestandteil jenes Matinée-Programms, mit dem das Beethovenfest ein ums andere Mal die Post Tower Lounge zu füllen versteht. Am vergangenen Sonntag sorgten nun die beiden Gitarrenvirtuosen Antoine Boyer und Samuelito für einen Auftakt nach Maß, der dem exzellenten Ruf der Reihe mehr als gerecht wurde. In technischer Perfektion machte sich das Duo an die Verschmelzung von Flamenco und Gypsy-Jazz, flocht Klassik und Pop mühelos ein und schuf eine Mischung, die schlichtweg atemberaubend war.
Kennengelernt hat sich das Duo während des Studiums in Paris. Eine Begegnung mit Folgen: 2014 spielten sie ihr erstes Konzert, 2016 gewannen sie den europäischen Gitarrenwettbewerb in Dresden und haben das Potenzial, noch viel weiter zu kommen. Ihr flirrender, vor Energie nur so sprühender Dialog sorgte am Sonntag auf jeden Fall für gute Laune, vor allem nachdem sich die beiden eingegroovt hatten und nicht mehr herauszufinden versuchten, wessen Finger die flinkesten sind. Wäre wahrscheinlich ohnehin ein Gleichstand. Egal: Spätestens zu Vivaldis „Winter“ hatten sie sich gefunden, warfen sich geschickt die Melodien zu, wechselten sich in ausufernden Solo-Passagen ab und verbeugten sich dabei immer wieder vor Vorbildern wie dem legendären Paco de Lucia. Doch auch Künstler wie David Bowie ("Life On Mars") wurden genüsslich zitiert und in eine ungewohnte, aber überaus reizvolle Form gebracht. Das Publikum goutierte dies denn auch mit ausgiebigem Applaus.
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