Eins steht außer Frage: Auch nach mehr als 55 Jahren auf der Bühne ist Jan Akkerman noch lange nicht müde. Ganz im Gegenteil. Der Niederländer, den einige zu den besten Gitarristen der Welt zählen, ist immer noch ein Saiten-Virtuose, der genüsslich einen Klangteppich nach dem anderen knüpft, Rock-, Jazz- und Funk-Fäden miteinander verwebt und sich dabei sowohl durch seine Technik als auch durch sein Gespür für Melodien von der Masse abhebt. In der Harmonie hat der 70-Jährige jetzt das Publikum einmal mehr für sich eingenommen und sich in ausufernder Instrumentalmusik geschickt in Szene gesetzt.
Zugegeben, nicht immer bleibt die Spannung auf dem selben Niveau, auch wenn Akkerman nie so abstürzt wie Eamonn McCormack im Vorprogramm, der offenbar weder seinen eigenen Drum-Computer noch seine Gitarre vernünftig hörte, dies aber nicht kommunizierte und somit grausam kreischende Soundungeheuer aus dem miserable ausgesteuerten Verstärker presste, die mitunter einen kompletten Takt neben dem Rhythmus lagen. Ein musikalisches Desaster, für das Akkerman zum Glück zu entschädigen wusste. Doch irgendwann beginnt selbst er, sich im Kreis zu drehen: Die funkig-psychedelischen Phrasen, die sich zwischen ihm und seinem langjährigen Keyboarder Coen Molenaar entfalten, wirken mitunter repetitiv, die Harmonien eher methodisch denn frisch und unverbraucht. Zumindest bis Akkerman gegensteuert, einige Songs aus seiner Zeit mit der Band Fokus hervorkramt und erst so richtig loslegt. Das Erwachen des Rock kommt gerade zur rechten Zeit, zumal jetzt auch Drummer Marijn van der Berg und Bassist David de Marez Oyens, die schon die ganze Zeit über einen exzellenten Job gemacht haben, endlich aufdrehen dürfen. Das Publikum genießt diesen Ausflug in die guten alten 70er, feiert Akkerman und dankt ihm letztlich mit herzhaftem Applaus.
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