Ohne die Nasenflöte geht an diesem Abend nichts. Das Lieblingsinstrument von Pasquale Aleardi, nach eigener Aussage „das beste Mittel gegen Anti-Depressionen“, ist gewissermaßen das Maskottchen des unglaublich charmanten Konzerts, das der beliebte Schauspieler (bekannt unter anderem als Kommissar Dupin) zusammen mit seinen beiden Phonauten Jörg „Spike“ Hamers und Marc „Mary“ Leymann in der Harmonie gibt. Immer wieder wird es herausgeholt, auch gerne im Publikum verteilt, damit es die Freuden des gemeinsamen Musizierens hautnah miterleben kann, die Aleardi und seine Kollegen auf der Bühne in vollen Zügen genießen. Ein bisschen Spaß muss eben sein. Und der ist dank des sympathischen Trios garantiert.
Ein bisschen nervös sei er schon, gesteht Aleardi am Anfang, immerhin habe in Bonn vor 23 Jahren seine Schauspielkarriere begonnen – doch eigentlich spürt man keinerlei Anspannung. Nur
Lockerheit. Und unbändige Spielfreude. Enthusiastisch stürzen sich Spike, Mary und Paco das Pferd, wie seine Kollegen Aleardi neckend nennen, in Lieder über Schönheitswahn und Retro-Streben,
gedenken der ersten großen Liebe und versprühen dabei mehr gute Laune als ein ganzes Brauhaus voller angeheiterter Karnevalisten. Vor allem, weil nichts aufgesetzt wirkt. Selbst die Kabbeleien
zwischen der scharfzüngig-bösartigen Mary und Aleardi, der sich mitunter mit ein bisschen Kinski-Tourette wehrt, wirken authentisch, ehrlich, liebevoll. Und während ersterer sich danach sehnt,
ein waschechter Italiener zu sein, um auch mal „Azzurro“ richtig singen zu können, widmet sich letzterer seinem Idol James Brown, den er wirklich meisterhaft zu imitieren versteht.
Langweilig wird es mit den Phonauten auf jeden Fall nicht. Stilistisch zwischen Musik-Kabarett, Circus-Chansons und „Why Did You Do It“ der britischen Band Stretch changierend und dabei mit
zahlreichen Instrumenten und kreativen Effekten arbeitend, sorgt das Trio zwei Stunden lang für Stimmung, bezieht den Saal permanent mit ein, lacht und scherzt mit dem Publikum, verteilt
Kräuterbonbons und Pfefferminzschokolade und bereitet letztlich allen eine schöne Zeit. Hoffentlich nicht zum letzten Mal. Dieser Auftritt schreit vielmehr nach einer Wiederholung. Mit Pferd. Und
Kinski. Und jeder Menge Antidepressionsmusik.
Kommentar schreiben