Zwei, drei, Cha Cha Cha, zwei, drei, Cha Cha Cha. Eigentlich ganz einfach. Noch ein bisschen Schwung, schon tanzt sich Luigi Boccherinis G-Dur-Menuett von ganz alleine. Warum auch nicht? Man muss nur verbinden, was historisch gesehen nicht zusammengehört, aber hervorragend zusammenpasst. Und das kann niemand so gut wie Klazz Brothers & Cuba Percussion. Das Quintett hat in der Philharmonie Köln soeben erfolgreich eine kleine Tanzstunde für alle Crossover-Liebhaber gegeben, hat Latin-Rhythmen und barocke Musik kombiniert und sogar ein paar Zuschauer gefunden, die die Schrittfolgen auf der Bühne oder auch in den Gängen umzusetzen versuchen. Inzwischen ist es schon wieder woanders, nimmt sich des Tangos an, der auf einmal eine ganz unerwartete Färbung aufweist – und den man, ebenso wie die Klassik, durch das Spiel der Klazz Brothers tatsächlich neu erlebt.
Seit 18 Jahren existiert die Zusammenarbeit zwischen den Klazz Brothers (Bassist Kilian Forster, Drummer Tim Hahn und Bruno Böhmer Camacho, der seit 2010 den ursprünglichen Pianisten Tobias Forster ersetzt) und den beiden herausragenden Perkussionisten Alexis Herrera Estevez und Elio Rodriguez Luis. Ein eingespieltes Ensemble, das mit Vorliebe die Welt der Klassik auf den Kopf stellt und dem nichts heilig ist. Für die Tango-Partien haben sie zudem den Bajan-Spieler Alexander Pankov verpflichtet, der den Werken von Astor Piazolla oder Carlos Gardel einen klagenden Klang verleiht und dabei erfreulich unprätentiös agiert – ganz im Gegensatz zu Forster, der sich immer wieder in den Mittelpunkt spielt, immerhin aber auch bei einigen Duo-Stücken sein Können eindrucksvoll unter Beweis stellt. Doch erst im Kollektiv können die Musiker wirklich brillieren. Da wird dann Bizets „Habanera“ kurzerhand in einen 7/8-Takt gesetzt, Chatchaturjans „Säbeltanz“ in den karibischen Dschungel versetzt oder Piazollas „Libertango“ mit klassischen Versatzstücken versehen. Eben weil es möglich ist. „Wir wissen selbst nicht so genau, warum es funktioniert“, gesteht Forster irgendwann. „Es lässt sich nicht erzwingen. In der Regel ziehen wir uns mit ein paar Flaschen Rum zurück, spinnen ein bisschen rum und finden irgendwann eine Lösung.“ Die dann nicht nur der Band, sondern auch dem restlos begeisterten Publikum gefällt. Explosiv, innovativ und immer für eine Überraschung gut mäandern die Klazz Brothers durch alle Spielarten, Grenzen überwindend und Spaß versprechend. Und das mit einer Leichtigkeit, die ihnen so schnell keiner nachmacht. Obwohl es doch eigentlich so einfach wäre. Zwei, drei, Cha Cha Cha.
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