„Wuthering Heights“: Hass über zwei Generationen

Ein Sturm tobt über Wuthering Heights. Ein Orkan aus Emotionen, dunkel und kaum zu bändigen. Hasserfüllte Winde jagen über die Hochmoore, zerren am Hause Earnshaw, wollen es in Stücke reißen, es endgültig auszulöschen. All das nur wegen einer unerfüllten Begierde. All das nur wegen Heathcliff. Das Findelkind, das sich nach seiner Stiefschwester Catherine verzehrt, seiner Seelenverwandten, die ihn ebenso liebt und ihn doch immer wieder zu Gunsten des Gutsbesitzers Edgar Linton zurückstößt, bis für Heathcliff nur noch die Rache übrigbleibt. Und zwar eine, die sich über zwei Generationen und sogar über den Tod hinaus erstreckt.

Es ist eine düstere, grausame Geschichte, die sich in Emily Brontës einzigem Roman „Wuthering Heights“ ausbreitet und die das Euro Theater Central jetzt in einer intensiven Inszenierung von Jens Heuwinkel in englischer Sprache präsentiert. Die sich entwickelnde klaustrophobisch-inzestuöse Beziehung zwischen den beiden Familien Earnshaw und Linton fordert geradezu eine derart kleine Bühne, die auf das Nötigste reduziert wird und dafür dem Text um so mehr Platz bietet.

 

Dank eines herausragenden Ensembles trägt dieser dann auch. Vor allem Thomas Mahy brilliert als diabolischer Heathcliff, dessen aus enttäuschter Liebe entstandene Zerstörungswut keine Grenzen kennt und dessen Beweggründe man doch in gewisser Weise nachvollziehen kann. Mahy verleiht seiner Rolle genau das richtige Maß an Rohheit und Charme, balanciert Begehren und Wut, Verzweiflung und Wahn hervorragend aus und mimt den sympathischen Mistkerl mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit. Lujza Richter, die übrigens auch in „Der seidene Faden“ mit Daniel Day-Lewis mitwirkt, verleiht derweil der jungen Catherine Earnshaw (und später ihrer Tochter Cathy) eine verführerische Frische, hinter der sich allerdings zunehmend manipulative und eigennützige Neigungen verbergen, während sich William McGeough als herrlich wandlungsfähig erweist, vor allem im zweiten Teil der zweieinhalbstündigen Aufführung, wenn er permanent zwischen dem väterlichen Edgar Linton und dem weinerlichen Linton Heathcliff wechseln muss. Stark auch Ryan Wichert (Hindley und Hareton Earnshaw) sowie die wunderbare Anna Procter (Frances Earnshaw und Isabnella Linton), die nebenbei für die gespenstische Musik verantwortlich ist. Das Zusammenspiel dieses Quintetts ist ein schauspielerischer Genuss, trotz oder vielleicht sogar gerade wegen des nicht immer ganz einfachen Stoffes und der eingeschränkten Mittel, mit denen das Euro Theater Central einmal mehr eine Meisterleistung abgeliefert hat. So ein Theater braucht Bonn einfach. Allen Stürmen zum Trotz.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0