Normalerweise haben Männer bei einem Mädelsabend nichts verloren. Ganz im Gegensatz zu Sektflaschen, Chipstüten und Lästermäulern. Aber bei Mirja Regensburg ist alles anderes. Na gut, zumindest einiges. Immerhin hat die Comedienne bei ihrem ersten Solo-Programm tatsächlich beide Geschlechter eingeladen, und auch wenn nur wenige Männer (und deutlich mehr Frauen) der Aufforderung gefolgt und ins Haus der Springmaus sind, werden sie doch umso enthusiastischer begrüßt. Einer darf bei ihr sogar den „Teig“ oberhalb der Muffin-Jeans küssen, die ungeliebten Fettpölsterchen, mit denen sich die 42-Jährige ohne Scheu auseinandersetzt. „Wir sind ja unter uns“, sagt sie. Da ist alles erlaubt. Wenn auch nicht alles gelungen.
In weiten Teilen bedient sich Regensburg aus dem Einmaleins der Comedy: Optik-Themen gehen immer, ebenso wie die Unterschiede zwischen Hamburgern, Rheinländern und Nordhessen. Dazu noch ein schnell zusammengestückeltes Gedicht und ein ständiger Kontakt zum Publikum, dann klappt das schon. Irgendwie. Hat bei zahllosen anderen Comedians ja immerhin auch schon funktioniert. Na gut, mehr oder weniger. Denn eigentlich sind es die Elemente abseits der Norm, die ein Programm zu etwas Besonderem machen, auch wenn Regensburg auf der Suche nach Punkten für die Weightwatchers, den Eurovision Song Contest und den HSV ebenso entspannt wie charmant wirkt. Dennoch: Lieb und keck ist ja schön und gut, aber bissig und böse ist schöner und besser. Leider lässt Mirja Regensburg diese Seite nur selten zum Vorschein kommen. Dabei kann sie so herrlich über Schauspielerin Keira Knightley und Model-Mama Heidi Klum herziehen, dass man sich davon mehr wünscht. Und dafür ein bisschen weniger Gesang. Denn obwohl Regensburg ausgebildete Musical-Darstellerin ist und trotz eines Andrew-Lloyd-Webber-Tourette-Syndroms zwölf Jahre lang zahlreiche Hauptrollen übernommen hat, erscheint das zumindest an diesem Abend keine positiven Auswirkungen zu haben. Ja, Volumen hat die Blondine – aber keine saubere Intonation. Ihre durch den Google-Übersetzer gejagten Interpretationen von „Dancing Queen“ und „Lady Marmelade“ sind musikalisch weit unter jenem Niveau, das man angesichts der Biographie Regensburgs erwarten kann, ohne große Strahlkraft und vor allem ohne jegliche Dynamik. Da muss doch mehr möglich sein. Immerhin, so erzählt Regensburg, steht das Nachfolgeprogramm schon in den Startlöchern. Natürlich wieder für Mädels und Männer. Und hoffentlich mit mehr bunten Punkten und guten Tönen.
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