Matthias Reuter liebt Sätze. Starke Sätze, die das Leben entweder einfacher oder schöner machen können. „Wir haben eine Haftpflichtversicherung“ gehört ohne Frage in die erste Kategorie, „Bütz mich, ich bin eine verwunschene Prinzessin“ potenziell in die zweite. Es sei denn, man ist gerade auf dem Weg ins Ruhrgebiet und wird im Zug von einer den Aperol-Spritz-Zenit längst überschrittenen Frosch-Matrone mit diesen Worten konfrontiert. Dann jubelt der Satzsammler in Reuter, während sich der Karnevalsflüchtling schaudernd abwendet. Im Haus der Springmaus präsentiert er nun seine Schätze, die er zum Teil in eine musikalische Form geschliffen hat, erzählt herrlich absurde Geschichten und zeigt, dass selbst die Sprache jugendlicher Prolls eine gewisse Ästhetik haben kann.
Im Mittelpunkt des Abends stehen dabei ohne Zweifel Reuters Lieder – und dass, obwohl dieser mit seiner Stimme noch nicht einmal ansatzweise so virtuos ist wie am Klavier oder auch an der Gitarre. Ist aber gar nicht schlimm. Der Ulrich-Roski-Stil steht dem 41-jährigen Musikkabarettisten wirklich gut, und dank ein paar starker Kehrverse sowie dem ein oder anderen Santiano-Piraten-Part ist die Begeisterung des Publikums auch gewährleistet. Das singt immer wieder gerne mit, sei es beim Karnevalserklärungsergänzungssong mit Höhner-Instrumental-Intermezzo, bei der Greisen-Homo-Scheinehen-Ballade oder beim schmissigen Ruhrpott-Oktoberfest-Schlager. Da jagt ein schöner Satz den nächsten, während die Situation immer absurder wird und dabei doch zugleich eine gesellschaftskritische Komponente mitschwingt. Es sei denn, Reuter versucht sich als Lyriker Heinz-Erhardtscher Prägung und kommentiert den Laptop-Konflikt zwischen Lettland und Lappland. Dann kommt einfach nur großartiger Nonsens heraus. Spaß macht es allemal, und so ist es keine Überraschung, dass das Springmaus-Publikum Reuter ausgiebig feiert. Der darf ruhig wiederkommen. Gegebenenfalls auch zu Karneval. Mit oder ohne Frosch-Prinzessin.
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