Die Ur-Angst hat Fritz Eckenga fest im Griff. Jetzt ja nicht versagen, hier auf der Bühne des Pantheons. Nur nicht den Bühnentod sterben oder, noch schlimmer, das Publikum langweilen. Immerhin braucht er als Kabarettist es mehr als dieses ihn. Angesichts der drohenden Amazonisierung der Kleinkunstszene, dank derer immer mehr unzufriedene Gäste ihr Geld zurückverlangen und dafür auch noch schlechte Bewertungen im Internet hinterlassen, ist Eckenga auf glückliche Gesichter und herzhaftes Gelächter angewiesen. Dafür ist er bereit, alles zu tun. Selbst wenn das bedeutet, in ein Gorillakostüm zu steigen oder den prolligen Bademeister Teddy wieder aus der Versenkung aufsteigen zu lassen. Alles für ein paar Likes. Oder?
Natürlich ist der Geltungswahn, den Eckenga in seinem neuen Programm „Nehmen Sie das bitte persönlich“ so gerne thematisiert, nur eine Fassade, ein Vorwand für ein grandioses Meta-Kabarett, in dem der 63-Jährige die Mechanismen seiner Kunst mal ernsthaft und mal augenzwinkernd hinterfragt. Warum beschweren sich Leute über Schauspieler, die auf der Bühne rauchen, und lachen kurz darauf über rassistisch aufgeladene Gags? Warum kritisieren sie Kabarettisten für die Aussagen von Kunstfiguren, während sie zugleich Politikerparolen zur Wahrheit erheben? Und was hat das alles mit Glutamat in der Muttermilch zu tun? All diese Fragen nimmt Eckenga nur zu gerne auf und bricht damit ganz bewusst mit seinen sonst so derben Ruhrpott-Charakteren, die er nur ab und zu mal für einen Augenblick ins Rampenlicht treten lässt. Ansonsten bleibt er sensibel, nachdenklich, philosophisch. Und großartig. Ja, zugegeben, mitunter wirkt er ein wenig erratisch, während er von Patientenverfügungen zur Staugefahr auf dem Mount Everest springt oder den Glauben an die menschlichen Bakterien predigt – aber irgendwie fügt sich letztlich doch alles zusammen. Zumindest wenn man ein wenig nachdenkt und nicht darauf hofft, dass man jede Pointe auf einem Silbertablett serviert bekommt. Das Primatenhirn muss eben ab und zu mal gefordert werden. Denn sonst wird es immer dann, wenn man es am dringendsten bräuchte, einfach vom Stammhirn verdrängt, jenem Hort animalischer Triebe, aus dem sich unter anderem das aggressive, fremdenfeindliche Kläffen speist, das von überall her erklingt. Dabei kann man mit den Ängsten doch auch anders umgehen, wie Eckenga zeigt. Konstruktiv. Mit etwas Glück und einem offenen Dialog bleibt der Pinscher somit da, wo er hingehört. Nämlich im Inneren des Gorillas.
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