Hypnotisch mischen sich die Klänge von Kora und Gitarre, von Balafon und Cello. In dem vielschichtigen Klangkosmos, das der Wachtberger Weltmusiker Nils Kercher und seine Band im Brückenforum erschaffen, harmoniert alles, gehen westliche und afrikanische Instrumente ineinander über und lassen etwas Einzigartiges entstehen. Es ist ein versöhnliches Konzert, sowohl für die Musik als auch für das Publikum, das zuvor lange im Foyer und im Treppenaufgang darauf hatte warten müssen, dass sich die Türen des Saals öffneten. Ärgerlich, zumal Kercher eine Erklärung schuldig blieb. Aber gut, nach den ersten Tönen war dies eh weitgehend vergessen. Zufriedenheit nimmt den Platz der Verstimmung ein; den feinen, filigranen Melodien und den pulsierenden Trommelrhythmen, die den Zuhörer in eine andere Welt entführen, kann und will man sich einfach nicht entziehen.
Dabei will Kerchers Musik trotz einer gewissen meditativen Grundstimmung nicht per se ein Feuerwerk positiver Energien sein. Immer wieder schneidet er auch ernste Themen an, singt vom Mittelmeer als Massengrab der Flüchtlinge oder stimmt ein Lied an, das traditionell von jungen Frauen nach ihrer Beschneidung gesungen wird und das er nur durch Zufall in Guinea von einem Mann gelernt hat. Auch Gastsänger Albert N'Sanda, dessen warme Stimme hervorragend zu dem hellen Organ Kerchers passt, trifft einen ernsten Ton und trägt ein Stück vor, mit dem sein Vater ihm während der Flucht aus dem Kongo Mut gemacht hat. Dabei bleibt die Musik aber immer schön, mitunter vielleicht melancholisch, aber nie bedrohlich oder erschreckend. Mal setzen Streicher Akzente, dann wieder die Finnin Kira Kaipainen oder der exzellente Gitarrist Vincent Goritzki. Die Kompositionen drehen sich beständig weiter, erzählen Geschichten und Märchen, unter anderem auch von der Schlange Miniamba, die einmal ein ganzes Dorf verschluckte, um es vor einer Hungersnot zu bewahren. Da darf dann auch das Publikum einstimmen, das Kercher nur zu gerne folgt. Ohnehin ist die Menge wie verzaubert. Der ein oder andere begibt sich sogar in den hinteren Bereich der Halle, um wie in Trance zu tanzen und all die Farben Afrikas, die Kercher und seine Bandkollegen evozieren, auf diese Weise in sich aufzunehmen. Ein faszinierender Abend voller Exotik und Gefühl, der von der Liebe zum schwarzen Kontinent durchdrungen ist – und der diese auch in die Herzen des Publikums trägt.
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