Die schönsten Geschichten sammelt Patrick Salmen in der Bahn. Oder in Cafés. Wenn sich Geschäftsmänner über Kinder im Kita-Modus aufregen und dafür selbst umso lauter in die Tasten hauen, wenn die Soja-Milch flockt und Senioren mit trockenem Humor Food-Bloggern angebissene Mettbrötchen für Instagram zur Verfügung stellen, dann ist der 32-Jährige in seinem Element. Er liebt die Absurditäten des Alltags, vor allem die Schlagfertigkeit ganz normaler Leute, die sich oft unerwartet zu Wort melden und eine skurrile Situation derart schnodderig kommentieren, dass selbst Salmen mitunter sprachlos ist. Eine Auswahl dieser realen, übertriebenen und zum Teil auch fiktiven Erlebnisse hat der Poetry-Slammer jetzt unter dem Titel „Treffen sich zwei Träume. Beide platzen“ im Pantheon vorgestellt – und sie so ganz nebenbei noch um zahlreiche Anekdoten ergänzt.
Letztlich dreht sich bei Salmen alles um seine Reisen durch Deutschland oder um sein Dortmunder Hippster-Viertel mit seinen Health Angels und Voyeurskatzen, provokanten Glückseligkeits-Familien und den eingeschweißten Bio-Lebensmitteln aus der Hello-Fresh-Box. Einfach nur Wow. Kein Wunder, dass Salmen leicht misanthropische Züge trägt – aber seine Liebe gilt ohnehin eher der Sprache, weniger den Menschen. Dennoch will er sich auch als Sozialarbeiter verstanden wissen, der die Menschen von der Straße ins Theater holt, als Kai Pflaume des Kabaretts (wegen eines während es Auftritts unbesetzt bleibenden Liebessofas) und natürlich als liebender Vater seines kleinen Sohnes Sauron. Irgendwie scheint er doch daran interessiert zu sein, die Welt zu verbessern, im Großen wie im Kleinen, und sei es nur mit Hilfe seiner diversen Listen voller realistischer Filme und maritimer Leckerbissen, die allerdings nicht immer so lustig sind, wie sie scheinen. Tatsächlich ist Salmen dann am schwächsten, wenn er sich zu sehr bemüht, wenn der selbst titulierte schlaue Fuchs verzweifelt schlechte Reime und Wortspiele sucht und sich als höflicher, lyrisch engagierter Gangster-Rapper versucht. Das ist ganz nett, mehr aber auch nicht. Als augenzwinkernd-überspitzter Erzähler des Alltags ist er dagegen exzellent und erhält dafür vom Publikum auch herzhaften Beifall.
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