Wer nicht fragt, bleibt dumm. Oder hat zumindest das Konzept nicht verstanden, mit dem Wigald Boning und Bernhard Hoëcker gemeinsam im Haus der Springmaus antreten. Immerhin sind die beiden Entertainer Klugscheißer aus Überzeugung und können zu jedem Thema etwas sagen, egal ob sie davon etwas verstehen oder nicht. Das muss man doch ausnutzen. Wie schon bei „Genial daneben“ stellt sich das dynamische Duo dem Wissensdurst des Volkes und beantwortet in der von ihnen gewohnten Mischung aus Geistesblitzen, Allgemeinbildung und völligem Blödsinn jede nur denkbare Frage aus dem Saal. Was mitunter sehr lustig ist – oft aber auch das zentrale Problem.
Boning und Hoëcker lieben es, zu experimentieren und zu erforschen, zu hinterfragen und zu theoretisieren. Aber eben auf ihre eigene Weise. Normal kann schließlich jeder, denken sie sich, holen
die Wissenschaft raus aus dem Elfenbeinturm und verfrachten sie in die Clownschule. Im besten Fall ist das Ergebnis ungeheuer komisch, etwa wenn sie darüber diskutieren, ob ungeborene Küken als
Schalentiere gelten, oder wenn sie eine Fallstudie mit Katzen und Marmeladenbroten unter Berücksichtigung der Abwurfhöhe erörtern. Doch leider beruht das Konzept der Show auf cleveren Vorlagen
des Publikums. Und an denen hapert es mitunter. Ohne spannende, lustige, ungewöhnliche Fragen können die beiden Schlaumeier eben nichts machen, und dazu gehören eben weder hinlänglich
durchgekaute philosophische Probleme wie der Sinn des Lebens noch die Suche nach Vorteilen für Männer unter 1,60 Meter. Noch banaler sind die üblichen Talkshow-Fragen („wann kommt denn jetzt die
dritte Staffel der Sendung 'Nicht nachmachen'“), die zwar die Neugier des Publikums befriedigen, neben einem informativen aber eben leider keinen unterhaltsamen Charakter besitzen. Und dann wären
da noch die Auswüchse jener, die besonders schlau oder lustig sein wollen, Wortmeldungen also, mit denen niemand etwas anfangen kann. Selbst Wigald Boning und Bernhard Hoëcker nicht. Es hat schon
seinen Grund, warum hinter „Genial daneben“ eine komplette Redaktion steckt, die derartige Luftnummern verhindern soll – und warum im Improvisationstheater derartige Fragerunden in der Regel
recht knapp gehalten werden. Das Publikum kann ohne Zweifel brillant sein. Aber auch ebenso oft völlig unlustig.
Immerhin geben sich Boning und Hoëcker wirklich alle Mühe, um jedem Beitrag gerecht zu werden. Gut, die ein oder andere Frage wird dann doch nicht beantwortet, weil die beiden keinen Ansatz
finden und sich plötzlich ganz woanders wiederfinden, aber diese wilden Assoziationsketten muss das Publikum eben aushalten. Mitunter können diese sich sogar als überaus fruchtbar erweisen – oft
fordert aber vor allem Hoëckers übersprudelnde Begeisterung einige Opfer. Seine ständigen Unterbrechungen und Korrekturen, diese streberhaften „Ich, Ich, Ich“-Einwürfe und
Klugscheißer-Kommentare, die immer wieder zu bemühten Pointen führen, sind mitunter nur schwer zu ertragen. Dennoch zeigt sich das Publikum angetan, zeigt zumindest ansatzweise einen
Interaktionswillen, meldet sich gelegentlich mit neuen Fragen und amüsiert sich über zwei Schlaufüchse, die in ihren besten Momenten wunderbare Ideen haben, oft aber auch an zu schwachem
Ausgangsmaterial und einem unausgereiften Gesamtkonzept scheitern.
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