Irgendwas fehlt. Und es sind nicht die restlichen Wise Guys, mit denen Eddi Hüneke ein Vierteljahrhundert lang unterwegs war. Nein, die klingen immer noch in jeder Silbe mit, die der charmante Sänger mit dem Pferdeschwanz bei seinen ersten Solo-Erfahrungen in die Welt entlässt. Melodiebögen und Phrasierungen, Wendungen und Arrangements sind Schlaumeier-geprägt, obwohl mit Gitarre und Klavier ein paar neue Klänge in die Musik einfließen. Hat man so nicht anders erwartet. Und doch ist Hünekes Auftritt im Bonner Pantheon nicht ganz rund, trotz einer beträchtlichen Bandbreite, feiner Balladen und der ein oder anderen Überraschung. Weil eben irgendwas fehlt. Ein Funke, ein Impuls, ein kleiner Schub, um vollends aus dem Schatten des Vokalpops herauszutreten und einen eigenen Weg einzuschlagen.
Dabei hat sich Eddi Hüneke wirklich viel Mühe gegeben. Für Abwechslung ist gesorgt, neben bewährten Balladen greift er auch mal zu Blues-, Jazz- oder Country-Elementen, auch wenn letztere dann doch ein wenig darunter leiden, dass Hüneke sich eben immer noch in erster Linie als Sänger sieht und die Instrumentierung in weiten Teilen seinem Bühnenpartner Tobias Hebbelmann überlässt, dem Klavierlehrer seiner Kinder und Multiinstrumentalisten. Der macht seine Sache wirklich gut, keine Frage – doch kann er eben nicht gleichzeitig Cajón und Flügel derart differenziert spielen, dass Hünekes Eigenkompositionen sowohl melodisch als auch rhythmisch angemessen unterfüttert werden. Stücke wie „Alles auf Anfang“ oder „Ich wünsch euch Glück“, die ohnehin an einem poetischen Mittelmaß kranken („Ich mache eine Reise und wünsche euch viel Glück / ich schick euch eine Karte, vielleicht komm ich nicht zurück“), wirken so auch musikalisch kraftlos, nette Pop-Songs ohne echten Drive. Dabei geht es auch anders, sei es durch den Einsatz der Loop-Station, die häufig nur in der Gegend herumsteht, oder durch Arrangements wie das von „Sansibar“ mit einer normalen und einer Bass-Ukulele. Auch die Einbeziehung des Chores BonnVoice, der Hüneke bei zwei Wise-Guys-Songs bravourös den Rücken stärkt, erweist sich als guter Schachzug, ebenso wie die Einbeziehung des Publikums, dass nicht nur bei der ein oder anderen Gelegenheit mitsingen darf, sondern sich in der Pause auch etwas wünschen kann, das Hüneke und Hebbelmann dann umsetzen müssen. Im Pantheon sollen die beiden vier Flaschen in ein Stück integrieren, also Liedgut mit Leergut machen. Das Publikum goutiert diesen Versuch ebenso wie die anderen Songs denn auch mit herzlichem Applaus. Hüneke kann also zufrieden sein – auch wenn noch durchaus Luft nach oben ist.
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