Drei auf einen Streich: Bei der A-Cappella-Nacht 2018, die das Haus der Springmaus in der Stadthalle Troisdorf veranstaltet hat, sind die Ohren des Publikums gleich mehrfach verwöhnt worden. Formationen aus Österreich, Deutschland und Schweden haben am vergangenen Samstag fantastische Stimmkunst präsentiert, sind in die Volksmusik, in den Jazz und in den Rock eingetaucht und haben dabei einmal mehr das enorme Potential aufgezeigt, das abseits des clownesken Blödel-Vokalpops in der a-cappella-Szene zu finden ist.
Schon die erste Band des Abends erwies sich als etwas Besonderes: Die vier feurigen Damen von Chilli da Mur balancierten geschickt zwischen steirischer Jodel-Tradition und moderner Pop-Musik, die
in anspruchsvollen Arrangements gut zur Geltung kam. Dank der enormen Spannbreite der einzelnen Stimmen mangelte es auch nicht an den nötigen Tiefen – nur ab und zu hätte die Intonation noch ein
bisschen mehr Beachtung verdient. Vor allem Radioheads „Creep“, das inzwischen nahezu jedes zweite Vokalensemble in der ein oder anderen Form im Repertoire hat, wirkte ein wenig mau, zumal Chilli
da Mur auf die große Explosion in Richtung Rock verzichteten. Andererseits sorgte etwa Britney Spears' „Toxic“ durchaus für Begeisterung.
Als deutlich grooviger erwiesen sich die Leipziger von Quintense, nicht zuletzt dank ihrer zwei beeindruckenden Beatboxer, die für einen treibenden Rhythmus sorgten. Erfreulicherweise konnte das
Quintett aber nicht nur Vollgas geben und sich dem Funk („I wish“ von Stevie Wonder) und dem Rock („Let Me Entertain You“) hingeben, sondern auch leisere Töne anschlagen, bei denen die warmen,
weichen Stimmen wunderbar zur Geltung kamen. Klasse.
Den stärksten Auftritt legten dennoch die Ringmasters aus Schweden hin, die nicht ohne Grund 2012 als erste nicht-amerikanische Band die Barbershop-Weltmeisterschaft für sich entschieden. Was für
Stimmen! Voluminös, kraftvoll, differenziert jagten die vier Männer durch hochkomplexe Arrangements, trällerten entspannt den „Java Jive“, flogen mit „Blackbird“ und zeigten in einer brillanten
Nummer in ihrer Muttersprache, wie komisch a-cappella sein kann, wenn ein Bass ein Solo singen möchte. Ensemble-Gesang auf höchstem Niveau, perfekt inszeniert und meisterhaft intoniert – was will
man mehr. Das Troisdorfer Publikum war dementsprechend begeistert und bejubelte alle Gruppen ausgiebig.
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