Wenn Naima Rhyn Rigolo baut, ist der Rest der Welt still. Jeder Ton, jeder Lufthauch könnte die Balance stören, in der die 61-Jährige ihre 13 Palmäste hält, die nur durch ein paar Angelpunkte miteinander verbunden sind und wie ein gigantisches Mobile nach und nach auf der Bühne entsteht. Es ist eine magische Szenerie, eine Meditation der besonderen Art und ohne Zweifel ein Highlight der gleichnamigen GOP-Show. Eines von mehreren – und doch auch zugleich eines von zu wenigen. Obwohl einige Akrobaten wirklich Außergewöhnliches präsentieren, mit ihrem Charme, ihrer Präsenz und ihrer Kunst zu glänzen verstehen, bleibt „Highlights“ als Gesamtpaket leider weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Denn trotz des Titels dreht sich alles um Moderator Martin Quilitz – und der ist leider kein Höhepunkt des Abends.
Der 51-Jährige ist beim GOP kein Unbekannter, hat einmal sogar eine komplette Show unter seinem Namen präsentiert. Nun also, so die Idee, soll er einen eigenen Late-Night-Talk erhalten, natürlich nicht irgendeinen, sondern den größten, besten und skurrilsten aller Zeiten, samt Direktübertragung ins Rhein-Energie-Stadion in Köln. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Dumm nur, dass Quilitz zumindest bei der Bonn-Premiere die entsprechenden Qualitäten für eine derartige Karriere vermissen lässt: Seine bemühten Pointen über seine Heimat Ostwestfalen sind ermüdend, seine Interaktion mit dem Publikum beschränkt sich auf Kommentare zu Äußerlichkeiten, und seine vielgepriesene Verbindung zu den Künstlern ist trotz zweier Videoeinspieler nicht mehr als ein Lippenbekenntnis.Vor allem aber wird nicht getalkt, wird nicht das Besondere aus den Gästen vor und auf der Bühne herausgekitzelt, wird noch nicht einmal der Versuch unternommen, irgendwelche Geschichten zu finden. Dabei hätten doch zumindest die Artisten mehr als genug zu erzählen. Nicht nur Naima Rhyn Rigolo mit ihrer exotischen Kunst, sondern auch der Narendra Rameshrao Gade, der sich an einem Teakholzpfahl der indischen Tradition des Mallakhamb hingibt und eine meisterhafte Körperbeherrschung demonstriert; oder Vertikalseil-Virtuosin Linda Sander, die mit ihrer Ausstrahlung und ihrer Akrobatik für einige der spektakulärsten Momente des Abends verantwortlich ist; oder der 67-jährige Kris Kremo, der seine Gentleman-Jonglage von seinem Vater geerbt hat, mit seiner Leichtigkeit und seinem spitzbübisch-augenzwinkernden Charme bereits Queen Elizabeth und König Carl Gustav von Schweden begeistert hat und auch in Bonn hervorragend ankommt. Wenn das GOP schon eine Talkshow zum Konzept erhebt, dann doch bitte mit den Geschichten hinter diesen Talenten. Und nicht mit bemühten Pointen.
Leider wird aber immer wieder offenkundig, dass das GOP zwar ein großes Gespür für exzellente Artisten hat, dies aber nicht zwangsläufig auf die Comedy zu übertragen versteht. Neben Quilitz, der mit seinen meist faden Moderationen jegliche zuvor aufgebaute Spannung absaugt, sind auch die beiden Waldorf-Chaoten Frau Bonse und der Michael eher zu den Tiefpunkten des Programms zu zählen. Eine Wannabe-Hippie-Gymnastik und ein nur bedingt klingendes Klangstab-Konzert sind leider weder pädagogisch noch künstlerisch wertvoll, sondern nur noch peinlich. Noch schlimmer ist allerdings das vermeintlich große Finale, bei dem Martin Quilitz als alkoholisierter Joe-Cocker-Imitator eine desaströse Darbietung abliefert, während sich die Artisten in Hippie-Kostümen als Background-Chor verdingen müssen, so als hätten sie eine Saalwette verloren und nun entweder die Wahl zwischen einer Schleimdusche oder einer Gesangseinlage mit Fremdschämfaktor 100. Mit Highlights hat das leider nur noch wenig zu tun. Schade, werden doch so die mitunter wirklich sehenswerten akrobatischen Einlagen unnötig deklassiert.
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