Gerburg Jahnke: Lobbykritik und Mandelhörnchen-Träume

Ein reiner Frauenabend kann überaus unterhaltsam sein. Zumindest wenn man die richtigen Frauen auf der Kabarettbühne hat. Solche, die witzig sind, aber nicht bemüht, bissig, aber nicht bitter, direkt, aber nicht plump. Zugegeben, nicht jede Pointe muss ein intellektuelles Meisterwerk sein, ein politisches Statement oder am besten beides. Aber ein gewisses Niveau sollte schon existieren. Bei der Truppe, die Gerburg Jahnke diesmal im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ nach Bonn gebracht hat, war diese Prämisse zumindest zum Teil erfüllt.

Nicht nur durch die Gastgeberin, die sich an diesem Abend in Topform präsentierte und ihre herrlich satirischen Betrachtungen der Männerwelt mit Genderwahnsinn und den Herausforderungen einer Rotwein-Verkostung garnierte, sondern auch durch Anny Hartmann und Dagmar Schönleber. Doch leider gab es auch Ausrutscher nach unten. Und die hätten echt nicht sein müssen.

 

Am schlimmsten trieb es Sia Korthaus. Mal schmetterte sie eine Bier-Hymne, dann wieder erzählte sie vom „Heilkacken“ in der Eifel samt Entzugsträumen vom heiligen Mandelhörnchen oder von Tschibo-Billigwaren und Billigflügen, in der Regel aber mit ebensolchen Gags, die ungefähr genauso amüsant sind wie Sprüche über die Frisur von Donald Trump. Als gäbe es nichts gehaltvolleres. Immerhin bekam Patrizia Moresco, die genau so einen Witz an den Anfang ihres Auftritts setzte, irgendwann noch die Kurve – was zum Teil daran lag, dass die 60-Jährige mit der schnarrenden Stimme und einer Art Punk-Attitüde zumindest ein einzigartiger Charakter ist, zum Teil aber auch durch einige Aussagen entstand, mit denen sie Haltung zeigte (und sei es in der Attacke auf die Öko-Heuchelei in Form von veganer Bodylotion in Plastikflaschen).

Für die komplexen Zusammenhänge war derweil Anny Hartmann zuständig, eine der wenigen Kabarettistinnen Deutschlands, die sich auch in Wirtschaftsthemen auskennen. Wenn nicht gar die einzige. Zunehmend generiert sie sich aber auch als Vorkämpferin für den Feminismus, fordert das Verbot von KO-Tropfen und mehr Freiheiten für Frauen. Damit hat sie ja auch Recht – allerdings griff sie in der Oper beim Thema Männer immer wieder zu genau jenen Klischees, gegen die sie sich in Bezug auf ihr eigenes Geschlecht wehrte. Das mag am Format des Abends und an der damit einhergehenden Kürze der Auftritte liegen, war aber nicht ganz rund. Und so war es denn auch letztlich Dagmar Schönleber, die am stärksten überzeugte. Herrlich, wie sie die deutsche Popmusik-Szene dekonstruierte, die Inhalte von Jammerlappen (Wincent Weiss) und personifizierten Bällchenbecken (Mark Forster) hinterfragte und sich wunderte, wo sie zuerst den Rotstift ansetzen soll. Da war es auch nicht weiter schlimm, dass sie das Publikum zum Mitsingen eines umgedichteten Rolf-Zuckowski-Liedes animierte. Für gute Laune war auf jeden Fall gesorgt, und zwar ganz ohne gekünstelten Habitus. Davon bitte mehr. Aber auch nur davon.

Termine: 28. Mai, Gerburg Jahnke + Alte Mädchen + Lucy van Kuhl + Anny Hartmann, Pantheon. 2. Juni, Dagmar Schönleber, Pantheon. 5. September, Patrizia Moresco, Haus der Springmaus. 15. September, Sia Korthaus, Kulturraum Auerberg. 27. September, Anny Hartmann, Pantheon.


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