Anders sein und doch gleich, einzigartig und doch Teil einer Gruppe: Das Leben in einer Gesellschaft besteht immer wieder auch aus der Suche nach einer Balance zwischen diesen beiden Polen. Mit wem identifiziert man sich: Mit sich selbst oder mit der Gruppe? Und was ist dann bitte schön das vielgepriesene „Wir-Gefühl“, das jeder Generation zugesprochen wird? Mit derartigen Fragen haben sich 74 Bonner Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Beuel, der Katholischen Hauptschule St. Hedwig und der Marie-Kahle-Gesamtschule beschäftigt. In einem viermonatigen Probenprozess im Rahmen des Festivals Bonner Schulkultur suchten sie dabei zusammen mit Vertretern des Theater Bonn und freien Künstlern nach Erklärungen und nach Möglichkeiten, diese in Bilder und Worte zu fassen. Am vergangenen Dienstag haben sie das multimediale Ergebnis nun in den Kammerspielen Bad Godesberg präsentiert.
Die collagenhafte Performance griff zahlreiche Schlagworte auf, die den Jugendlichen im Zusammenhang mit dem „Wir“ eingefallen waren: Von der gemeinsamen Schul- und Ferienzeit über
Geschlechtertrennung bis hin zu Mobbing und der Gruppenbildung im Internet (Stichwort Hashtag) war thematisch alles dabei. Ähnlich vielfältig war denn auch die Bühnensprache: Tanz gehörte ebenso
dazu wie Sprechpassagen und schlichte Körper-Installationen, letztere vor allem durch eingeblendete Filmsequenzen sichtbar gemacht, für die sich die Fresenius-Hochschule als Kooperationspartner
verantwortlich zeigte. Eine konkrete Antwort auf die Frage nach dem „Wir“ konnten und wollte das große Ensemble dabei bewusst nicht geben, sondern vielmehr Schlaglichter setzen und mit etwas
Glück zum Nachdenken anregen.
Ohnehin war die rund 45-minütige Aufführung nur das in die Öffentlichkeit getragene Abschlussstatement des Projekts. „Viel wichtiger ist, was alles hinter den Kulissen geschehen ist“, betonte
Angela Merl, die seitens des Theaters Bonn für die Organisation zuständig war und allen Beteiligten für ihr Engagement dankte. „Wir haben es geschafft, aus drei unterschiedlichen Schulen aus
unterschiedlichen Stadtteilen ein gemeinsames Ensemble zu bilden. Das ist eigentlich der größte Erfolg.“ Ähnlich sah es auch Schulamtsleiter Helmut Zelmanski, der froh darüber war, dass das
Theater Bonn das Festival übernommen hatte, nachdem dessen Zukunft 2016 nach 30 Jahren ziemlich unsicher schien. „Ich bin sehr froh, dass alles so zusammengekommen ist und sehr stolz auf das, was
die Schüler uns jetzt zeigen können“, sagte er im Vorfeld der Aufführung.
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