Wenn Kölner Gute-Laune-Musik auf Alpen-Techno trifft und Trompeten, Posaunen und Tuba jenseits aller Bierzelt-Seligkeit für Stimmung sorgen, kann dies nur eins bedeuten: Querbeat trifft auf LaBrassBanda. Womit eigentlich alles gesagt wäre. Denn dass bei dieser Kombination eine Party der Extraklasse entsteht, dürfte jedem klar sein, der schon einmal eine oder gar beide Formationen aus nächster Nähe erleben durfte. Auf dem KunstRasen haben sich die beiden Brass-Pop-Formationen an diesem Samstagnachmittag nun zu einem Doppelkonzert im Sonnenschein verabredet und gut 8000 Menschen das Wochenende versüßt. Hochgeschwindigkeits-Blasmusik, Funk, Gypsy, Samba, Ska, Pop und eine guten Dosis Tschingderassabum lassen einfach niemanden kalt. Dafür macht die Mischung viel zu viel Spaß.
Schon um 15 Uhr ist der Platz in der Gronau gerammelt voll und wird immer voller – der Andrang ist enorm, die Probleme am Einlass leider auch. Alle wollen Querbeat sehen, die Lokalmatadore, die ihre Ursprünge in Bonn haben und schon alleine durch ihre Omnipräsenz im Karneval einen festen Platz in den Herzen der Rheinländer haben und auch abseits der Session überall auftauchen, wo eine Bühne ist und gute Laune gewünscht wird. Gerade deswegen können die Fans einfach nicht genug kriegen, wollen mit den Jungs und Mädels feiern und machen alles mit. Was dann mit einer knappen Dreiviertelstunde Verspätung auch umgesetzt wird. „Stonn op un danz“? Aber klar doch. Was denn sonst. Tanzen, springen, ausrasten oder auch Trompeter Daniel Breidenbach auf einem aufblasbaren Riesenflamingo über das Gelände tragen, alles kein Problem. Wenn Querbeat ruft, dann ist Bonn hörig. Und zwar im positiven Sinne. Die Kapelle dreht immer weiter auf, feuert zur Abkühlung mit großen Wasserpistolen, lässt die Menge springen und beeindruckt mit ihrer unbändigen Energie und ihren Liedern zwischen Karneval, Heimatverbundenheit und Lebensfreude auch die ihr nachfolgende Band nachhaltig.
Während wahrscheinlich jeder Konzertbesucher zumindest die Hälfte der Querbeat-Lieder auswendig mitsingen kann, dürfte dieser Prozentsatz bei LaBrassBanda eher gegen Null tendieren. Der bairische
Dialekt von Frontmann Stefan Dettl ist einfach zu ungewohnt, vor allem wenn er in seinen Rap-Einwürfen die Silben in atemberaubender Geschwindigkeit in die Menge schleudert. Ist aber auch egal.
Das hat weder in Vietnam noch in Australien irgendwen gestört, nicht in Brasilien, nicht in Portugal und nicht in Marokko. All diese Ziele hat LaBrassBanda zuletzt angesteuert, hatte überall
Erfolg – warum sollte das in Bonn anders sein? Ist es auch nicht. Die Chiemgauer Blas-Derwische machen da weiter, wo Querbeat aufgehört haben, geben Vollgas, spielen sich und das Publikum in
einen Rausch, immer wilder und verrückter, immer leidenschaftlicher und ekstatischer. Die nackten Füße, mit denen die Band seit einer Bosnien-Tour auftritt, rasen nur so über die Bühne, während
die Instrumente bayerische Volksmusik mit Techno-Anleihen und allen möglichen anderen Versatzstücken anreichern. Einfach nur eine Riesen-Gaudi – und genau so soll es ja auch sein.
Irgendwann ist schließlich auch das Doppelkonzert zu Ende. Leider, mögen viele sagen, trotz mehr als vier Stunden Tanz im Sonnenschein. Wer jedoch weiterfeiern möchte, hat an diesem Tag die
Gelegenheit dazu: Ab 20 Uhr veranstalten die KunstRasen-Betreiber eine Silent Party mit drei DJs. Und während hinten die Bühne ab- beziehungsweise umgebaut wird, tanzen ein paar Hundert Gäste mit
Kopfhörern zu einer Musik, die nur sie hören können, und setzen so einen schönen Gegenpol zu einem grandiosen Auftritt zweier großartiger Bands.
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