Es ist ein besonderer Abend für Barbara Dennerlein. Einer, der nicht alltäglich ist. Draußen spielen zu können, in der Natur und im Duett mit zwitschernden Vögeln, ist für die Königin der Hammondorgel keine Selbstverständlichkeit, dafür ist ihr Instrument schlichtweg zu unhandlich. Und wenn dann noch das Wetter mitspielt und zudem die Bühne in einer malerischen Kulisse wie der Klosterruine Heisterbach steht, bekommt selbst die welterfahrene Jazz-Musikerin eine Gänsehaut. Kein Wunder also, dass Dennerlein bestens gelaunt ist, während sie ihren Teil des Benefiz-Doppelkonzerts „From Jazz with Love“ für den Bunten Kreis Rheinland spielt. „Ich liebe es hier“, sagt sie und haut in die Tasten, dass es eine Freude ist. Ihre B3 surrt und schnurrt, jault und singt, die gesamte Bandbreite der Manuale auslotend und immer wieder neue Farben in die laue Sommerluft entlassend.
Mal entspannt swingend, dann wieder im lockeren Calypso-Rhythmus zaubert Dennerlein fantastische Klanggebilde. Manche werden auch etwas abstrakter, so wie die Hymne auf „Four Yellow Butterflies“, die Dennerlein einst in ihrem Garten umtanzten und an die sie in der Idylle des Klostergartens erneut denken muss. Aber irgendwie fügt sich doch alles zusammen, nicht zuletzt dank ihrer hervorragenden Begleiter. Gitarrist Fabiana Pereira setzt einen schönen Kontrapunkt zu dem doch recht dominanten Orgelsound, während Drummer Drori Mondlak als Bindeglied fungiert. Und das nicht nur innerhalb des Trios, sondern auch innerhalb des Doppelkonzerts. Denn der New Yorker Musiker ist nicht nur langjähriger Bühnenpartner von Dennerlein (mit ihr tritt er mitunter auch nur im Duo auf), sondern auch künstlerisch wie privat mit Karolina Strassmayer verbunden, die den ersten Teil des Abends gestaltet.
Die 47-Jährige gilt als eine der führenden Altsaxofonistinnen Europas, wenn nicht gar der Welt – in Heisterbach beweist sie, wie zutreffend diese Einschätzung doch ist. Mühelos wechselt sie zwischen einem schnörkellosen, lyrischen Spiel und einem kantigeren, modernen Ansatz, immer präsent und doch nie aufdringlich. Auch als die Technik vorübergehend streikt, lässt sich Strassmayer nicht aus dem Konzept bringen, sondern lässt sich von dem „magischen Ort“ inspirieren. In ihren Werken gedenkt sie mal ihrem Vater, dann wieder einer neuen Kaffeesorte, bleibt mal bodenständig und strebt dann doch wieder in „Auflehnung gegen das Kompositions-Establishment“ mit kleinen musikalischen Stufen himmelwärts. Stets funktioniert dabei der Austausch mit den Kollegen, mit dem souveränen Bassisten Thomas Stabelow und dem fantastischen Pianisten Rainer Böhm, dessen kreatives und sensibles Spiel immer wieder eine klassische Prägung erkennen lässt und der doch in allen Varianten des Jazz zu Hause zu sein scheint.
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