Es sind wahrlich schicksalshafte Tage für Bonn und seine Kulturszene. Gerade erst hat Kämmerin Margarete Heidler die von der Bezirksregierung seit Jahren geforderten Einsparvorschläge aufgenommen und unter anderem Kürzungen beim Beethovenfest in Aussicht gestellt – und das unmittelbar vor der diesjährigen Eröffnung eines Festivals, das bereits die Weichen für das große Jubiläum 2020 stellen will. Die Politik überschlug sich daraufhin in dem Bemühen, die ungeteilte Unterstützung für die Kultur im Allgemeinen und das Beethovenfest im Besonderen zu betonen, auch beim Auftaktkonzert im World Conference Center Bonn (WCCB), dass das Orchestre Philharmonique de Radio France unter der Leitung von Mikko Franck gestaltete.
Das Programm erwies sich dabei in mehr als einer Hinsicht symbolträchtig, gerade mit Blick auf die aktuelle Debatte in der Bundesstadt, stand doch Beethovens Schicksalssymphonie Nr. 5 c-Moll –
neben dem ägyptischen Konzert von Camille Saint-Saëns – mit Maurice Ravels „Le tombeau de Couperin“ ausgerechnet ein Nekrolog für die Gefallenen gegenüber, der ebenfalls voller Hoffnung auf
bessere Zeiten ist. Das Pariser Orchester vermochte denn auch durchaus zu begeistern, zumindest soweit dies die weiterhin miese Akustik des WCCB zuließ, die einen beträchtlichen Teil der Dynamik
schlichtweg verschluckte, bevor sie im Zuschauerraum zu hören war. Schade, setzten die Franzosen unter dem schwungvollen Franck doch gerade dabei Akzente. Herrlich der erste Satz Ravels, der wie
ein warmer Sommerregen auf das Publikum niederging und mit warmem Klang verzauberte; tänzelnd dann das Menuett, eindringlich und mitunter sogar ein wenig melancholisch der finale Rigaudon. Auch
das Klavierkonzert von Saint-Saëns, bei dem Pianist Bertrand Chamayou technisch zu brillieren wusste, setzte der Klangkörper mitreißend in Szene, auch wenn einmal mehr im Saal nicht das erhoffte
Volumen zum Tragen kam. Vor allem der vielseitige zweite Satz mit seinen Orientalismen bildete einen der Höhepunkte des Abends.
Nach der Pause dann Beethoven, der mit seinem Klopfmotiv das Schicksal sprichwörtlich an die Pforte klopfen lässt. Das emphatische Werk, das unter dem Eindruck der Französischen Revolution und
der beginnenden Taubheit des Komponisten entstand, vermochte das Orchestre Philharmonique de Radio France mit majestätischer Wucht und mit großer Leidenschaft zu präsentieren. Franck gestaltete
den zweiten Satz zwar ungewöhnlich rasant, konnte sich aber bei seinen Musikern darauf verlassen, dass diese dem Tempo auch gewachsen waren. So erwies sich die Symphonie, deren c-Moll-Motiv im
Schlusssatz noch einmal in Dur nachhallte, als kurzweiliges Meisterwerk der Pariser, die vom begeisterten Publikum mit tosendem Applaus bedacht wurden. Der herrlich zarte „Valse triste“ des
Finnen Jean Sibelius als Zugabe war dann das Sahnehäubchen – allerdings könnte es gut sein, dass das Publikum beim Public Viewing auf dem Marktplatz dieses Werk ohne lästige Akustikprobleme
weitaus besser genießen konnte.
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