„Next Generation“: Sprungbrett für Durchstarter

Es geschieht nicht so oft, dass man bei der Geburt von potenziellen Superstars zugegen ist. Dass man also Bands erlebt, die noch in den Kinderschuhen stecken und denen man doch vom ersten Ton an zutraut, mit etwas Glück ganz nach oben zu kommen. Bands wie Rapture, die bislang zwar schon auf diversen Stadtfesten gespielt haben, aber noch ein Sprungbrett brauchen, um richtig durchstarten zu können. Was wiederum die neue Harmonie-Reihe „Next Generation“ ins Spiel bringt, die auf Initiative von Rock-Urgestein Wolf Fabian jungen Künstlern aus der Region eine professionelle Bühne bieten will, an der sie wachsen und reifen können.

Am vergangenen Dienstag konnten Rapture nun in einem Doppelkonzert mit Steal A Taxi den Startschuss für ein überaus aufregendes Konzept geben – und trieben das Niveau innerhalb weniger Minuten durch die Decke. Was für ein Sound, was für eine Stimme, was für ein Spaß. Einen besseren Auftakt hätte die vom städtischen Kulturamt geförderte Veranstaltung nicht haben können, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen. Der Auftritt der Eitorfer Formation war schlichtweg phänomenal. Und wurde immer besser.

Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass Rapture nach eigenen Angaben noch nie auf einer professionellen Bühne standen: Vor allem Frontfrau Alina Heeg wirbelte mit einer derartigen Selbstverständlichkeit durch den Raum, dass man ihr eher eine mindestens zehnjährige Erfahrung unterstellen würde. Gleiches galt für die intelligenten, kreativen Arrangements, gespielt von erstaunlich souveränen Musikern, die druckvoll nach vorne spielen, ohne zu hetzen, innerhalb eines Wimpernschlags krachende Grooves in ein Wispern verwandeln können und dabei eine atemberaubende stilistische Vielfalt präsentieren. Reggaeton trifft Rock trifft Funk trifft Folk – Rapture können alles. Gut, ersteres steht ihnen einfach am besten, aber grundsätzlich scheint es kaum Grenzen für diese Band zu geben, nicht zuletzt dank Alina Heeg. Die Energie und die Intensität der jungen Frau mit den Dreadlocks waren eine Klasse für sich, und so war es kein Wunder, dass nicht nur das Publikum restlos begeistert war, sondern auch der Bonner Rock- und Pop-Beauftragte Hans Joachim Over, der Rapture sogleich für die Stadtgartenkonzerte 2019 buchte und sie auch für das Popcamp des Deutschen Musikrats vorschlagen will.

Angesichts dieses Auftritts hatten es Steal A Taxi schwer, die Spannung zu halten. Andererseits ist die Band um Sängerin Makeda Michalke inzwischen versiert genug, um das Publikum für sich zu gewinnen – und auch in der Harmonie kam das Erfolgsrezept mit einer guten Ladung Soul, Pop und Funk hervorragend an. Gleichzeitig stellten die Taxidiebe unter Beweis, dass sie sich ständig weiterentwickeln: Neuerdings wagt sich Makeda sogar an ein paar Hip-Hop-Verse, die der Band wirklich gut zu Gesicht stehen. Davon bitte in Zukunft mehr, ebenso wie von der „Next Generation“. Eine bessere Nachwuchsförderung kann sich eine Stadt einfach nicht wünschen.


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