Kubanische Musik? Da denken die meisten Deutschen wahrscheinlich zuerst an den Buena Vista Social Club, jenes inzwischen legendäre Projekt des amerikanischen Gitarristen Ry Cooder und diverser Altmeister der Insel. Doch auch die jüngeren Generationen führen diese Musik inzwischen fort und setzen dabei eigene Akzente, wie jetzt Sängerin Olvido Ruiz Castellanos und Pianistin Lazara Cachao López bei einem schönen Abend in der Harmonie unter Beweis gestellt haben. Die Tochter der „Grande Dame de Son“ und die Erbin von Social-Club-Gründer und Bassist Orlando „Cachaíto“ López brachten die Danzóns und Cha Cha Chas ihrer Heimat mit viel Gefühl und dem nötigen Feuer auf die Bühne, die Lebendigkeit der Straßen Havannas und die Leidenschaft für die Musik, die dort allgegenwärtig zu sein scheint.
Vor allem die Ausstrahlung von Castellanos zog das Publikum in ihren Bann. Charmant und mitunter augenzwinkernd unterfütterte sie die Lieder mit Hintergründen und Anekdoten aus dem sozialistischen Land, erzählte von den gesungenen „Pregónes“ der Straßenverkäufer, von den Avocado-, Melonen- und Erdnusssongs, von Wiegenliedern und dem Schlag der Claves, die die Basis aller kubanischer Musik sind. Dann wieder stimmte sie die entsprechenden Melodien an, ließ ihre fantastische Stimme den Saal füllen, während Lazara Cachao López über die Tasten tanzte. Allerdings hatte man mitunter den Eindruck, als wären die beiden hinsichtlich der rhythmischen Ausgestaltung nicht immer einer Meinung – dann irrlichterte das Piano über ganz andere Wege als das holprige Guiro und der freie Gesang von Olvido Ruiz Castellanos, bis sich die Linien wieder zu einer Einheit verbanden. Diese sorgte aber immer wieder für Jubel, zumal das Duo auch immer wieder populäre Titel spielte, darunter „Chan Chan“ und „Bésame mucho“, bei denen das Publikum zumindest bei den Refrains nur allzu gerne einstimmte.
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