Jazztube: Freude am Spiel der Klänge

Es war ein Abend der Kontraste, ein Fest der Gegensätze und vor allem ein Spiel der Klänge: Das Finale des Jazztube-Festivals im Pantheon, bei dem nicht nur das beliebte Veranstaltungsformat in den Bonner U-Bahnhöfen gefeiert sondern auch der Vielfalt der lokalen Jazz-Szene gedacht wurde, erwies sich als durchaus anspruchsvolles, aber in den besten Momenten zutiefst beglückendes Doppelkonzert. Insbesondere Sängerin Simin Tander und Cellist Jörg Brinkmann, die erstmals gemeinsam auftraten und das Publikum mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte nahmen, boten einen Genuss für die Ohren, ein Abtauchen in traumhafte Sphären, kurzum ein magisches Erlebnis. Wenn man sich denn auf den Dialog der beiden einließ. Und dem Jazz vertraute.

Doch der Reihe nach. Immerhin gestaltete das Mengamo Trio den Auftakt, und die drei jungen Wilden sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen. Dafür waren sie einfach zu aufregend. Das ekstatische Spiel von Gitarrist Philipp Brämswig, Organist Sebastian Scobel und Drummer Thomas Sauerborn konnte das Publikum zugleich mitreißen wie auch herausfordern, vermochte es doch mit überaus rockigen Melodien zu begeistern, die allerdings im weiteren Verlauf immer experimenteller und abstrakter wurden. Ihre elektronischen Klanglandschaften zwischen Fusion Jazz und Progressive Rock waren mitunter recht anstrengend, in der Regel aber überaus durchdacht.

Und dann eben Simin Tander, die Frau mit der warmen Zauberstimme, und Jörg Brinkmann, der zuletzt mit den Wasserfuhr-Brüdern in Irland atmosphärische Klänge von schlichter Eleganz gewebt hat und nun auch einen vokalen Gegenpart gefunden hat. Beide eint die Lust am Ton und das Erschaffen musikalischer Farbwelten – sie, indem sie mühelos zwischen Englisch, Französisch, Paschtu und vokaler Improvisation wechselt, er mit Loops und einem Cello-Spiel, das stark an Lars Danielsson erinnert. Zwischen aktuellen Eigenkompositionen, Rezitativen über Gedichte von Sylvia Plath bis hin zum Barocklied „Douce Dame Jolie“ erschafft das Duo so atemberaubende Momente von großer Schönheit, die man einfach erlebt haben sollte.


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